Abbau Losheim-Jünkerath ohne Fragezeichen

[Jünkerath - Losheim] - Losheimergraben - Weywertz
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Eifelbahner
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Abbau Losheim-Jünkerath ohne Fragezeichen

Beitrag von Eifelbahner »

Um kurz nach 18 Uhr habe ich die Strecke bei Losheim heute abend besucht. Mir blutete das Herz, ich konnte es nicht fassen, Gänsehaut machte sich breit. Hier geht doch ein Stück "Deutsche Geschichte" verloren.

Bewaffnet mit meiner Kamera habe ich schonmal einige Details im Bild festgehalten.

Tatsächlich ist der Abbruch mit einem Zweiwegebagger durch die Firma Simonis GmbH in vollem Gange. Von der Grenze bis zum Bf Losheim liegt keine Schwelle mehr. Nur im Bf liegen die beiden Gleise noch. Türme von Holzschwellen und "handlich" geschnittene Schienen stappeln sich auf dem Gelände. Ab dem Bf Losheim bis kurz vor die Ortschaft Hallschlag auf dem hohen Damm sind die Arbeiten fortgeschritten.

Ich habe die Strecke bis Jünkerath abgefahren, hier liegt noch alles. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit, da zum Teil schon Markierungen an dem Gleis auch bei Kronenburg zu sehen sind. Bei der Ortschaft Glaadt ist schon seit längerem eine Sperrtafel und eine Schwelle an die Gleise befestigt.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Gleise von Losheim her komplett mit diesem aufwendigen und langsamen System des Zweiwegebaggers weiter abgebaut werden.

Direkt an der Grenze wurden zwei Holzschwellen quer in die noch auf belgischer Seite vorhanden Gleise gerammt. Auf einigen Schienen im Bf Losheim war das Jahr 1930 zu lesen.

Wer der Strecke in diesem Zustand noch einen Besuch abstatten möchte, sollte sich also beeilen. Aber bitte nimmt Euch genug Taschentücher mit, Euch kommen bestimmt die Tränen.

In stillem Gedenken an eine ehemalige zweigleisige und wichtige Strecke im ehem. Deutschen Reich, die die Zeiten der beiden Weltkriege überstanden hat und eigentlich nur zu militärischen Zwecken bis in unsere Tage hinein diente. Aber nun hat die "Börsenbahn" Fakten geschaffen und der Kylltalbahn den letzten Todesstoß gegeben

Der Eifelbahner

P.S. Hätte man aber nicht trotzdem einen Versuch für grenzüberschreitenden Güterverkehr und Wochenendtouristikverkehr unternehmen sollen?

Jetzt ist es leider endgültig zu spät.....!

Wir können nur hoffen, dass dieses Schicksal nicht auch der Oleftalbahn geschieht.
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FdL Schalkenmehren
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Beitrag von FdL Schalkenmehren »

Soviel ich weiß, ist der Güterverkehr ja nur daran gescheitert, dass Brücken marode waren und die Strecke daher gesperrt werden musste.
Kann mich noch gut an die geilen Holzgüterzüge erinnern, die die EBM damals über die Strecke schickte. Teilweise mit Taiga-Trommel Lok, teilweise gar mit 94 1538.
Dann kam aber die technische Sperrung und es war aus.
Daher war es dass dan auch mit dem Güterverkehr.

Nur schade, dass es keine Abschiedsfahrt gegeben hat, denn das hätte die Strecke auf jeden Fall verdient gehabt.

Ebenfalls in Trauer über diesen plötzlichen Abbau,
FDL Schalkenmehren
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CMH
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Beitrag von CMH »

Tja, das ist wirklich tragisch. Wenn in den nächsten Tagen nochmal ein wenig Chance auf Sonne besteht, dann fahr ich wohl auch mal hin!

Hier noch zwei Bildchen aus (etwas) besseren Zeiten:
Bild
9. Juni 2000 - EBM-Trommel mit dem entladenen Holzzug aus Edenkoben

Bild
18. Oktober 1999 - 212 270 und 096 auf dem Weg nach Weywertz, zur Abholung eines Militärzuges...

Beide Bilder: Copyright Christian Meyer
@Peter: siehst Du, so geht's auch... ;-)

Gruß, Christian
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Peter Weber
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Beitrag von Peter Weber »

Christian Meyer schrieb am 04.10.2004 21:56 @Peter: siehst Du, so geht's auch... ;-)
Schön für dich! Und was lernen wir daraus? Das das Licht nicht immer gerade so steht, wie man es am liebsten hätte.

Bei Bild 2 vermisse ich den "markanten Vorder/Hintergrund! Ein Doku-Bild ist es, das Du aber nicht in einem Hochglanzheft wiederfinden wirst. Und nochwas: Versuch doch spaßeshalber mal, das Bild in dieser Auflösung auf 13x18 zu vergrößern..."
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Peter Weber
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Beitrag von Peter Weber »

Christian Meyer schrieb am 04.10.2004 21:56 siehst Du, so geht's auch... ;-)


Es geht auch so (habe aber leider wieder vergessen, die Sonne anzuknipsen - vielleicht hat es ja mit Vorder- und Hintergrund funktioniert):

Militärzug nach Weywertz und zurück am 20.03.1998 (ein trüber, nebliger Tag in der Eifel):
Hallschlag
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Zwischen Hallschlag und Losheim
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Losheim
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Weywertz
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Bütgenbach
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Losheim
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Glaadt
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Bild
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Meiner Meinung nach wurde die Sperrung der Strecke wegen den angeblichen maroden Brücken doch nur als Vorwand für die Stilllegung bzw. den Streckenabriss benutzt. Immerhin fuhren nur noch die Konkurenz von DB Cargo und einige Sonderzüge über die Strecke.

Die Nato hatte die Strecke aus strategischen Gründen 1986 saniert und wieder in Betrieb nehmen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Brücken dabei vergessen wurden oder diese innerhalb von gut 15 Jahren unbefahrbar wurden. Panzerzüge sind ja nun mal nicht gerade Leichtgewichte.

Übrigens stehen noch immer alle Telegrafenmasten. So fällt es tatsächlich von weitem nicht auf, dass da gar keine Gleise mehr liegen, da diese eh schon ziemlich überwuchert waren.

Den Schnittpunkt an der Grenze zwischen SNCB und DB-AG könnt Ihr sehr gut über eine Treppe von der Strassenbrücke zum Streckeneinschnitt darunter erreichen. Aber Vorsicht!!!

Eifelbahner
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CMH
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Beitrag von CMH »

Hallo Peter,

jetzt bist Du ja mal über Deinen Schatten gesprungen. So schaut man sich die Bilder doch gleich viel lieber an!

Wenn Dir noch weitere Kritikpunkte zu meinen Bildern einfallen, ich freue mich immer über Feedback. Denn aus Fehlern wird man bekanntlich klug. Am besten, Du zeigst dann im direkten Vergleich, wie das die Profis aus Euskirchen besser machen.

Gruß, Christian
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FdL Schalkenmehren
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Beitrag von FdL Schalkenmehren »

Euch beiden danke für die Bilder!!!

Ich selber hab auf der Strecke leider nur ganz wenige EBM-Güterzüge knipsen können, mitfahren konnte ich leider nie.
Von daher danke!

GRUSS
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Mercator
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Beitrag von Mercator »

Mein Beileid!

Schade um auch diese schöne Strecke! Ist ja eigentlich noch gar nicht so lange her mit den Holztransporten der EBM und so ... Aber in dieser Zeit hat nichts mehr bestand. Bin froh, dass ich vor 5 Jahren mit der 94er in Losheim war.

Im bevorstehenden Jahr heißt wohl die Devise der Eisenbahnfreunde: "1945 - 2005 - 60 Jahre Stilllegungen in der Eifel"!

Die Strecke Wolsfeld - Bitburg wurde übrigens 1997 auch komplett per Zweiwegebagger zurückgebaut, obwohl Anfang der 1990er Jahre erst eine Oberbausanierung stattgefunden hatte. Und die Telegrafenmasten stehen auch noch am gleislosen Schotterbett der Ruwertalbahn, deren Schienen ohne endgültige Genehmigung im Jahre 2000 abgerissen wurden. Einfach mal Fakten schaffen, war das Motto. Vor wenigen Tagen wurde hier mit dem Bau des Radweges begonnen, der schlappe 10,5 Mio kosten soll. Ohne Worte!

Vielleicht kommen 3 - 5 Leute zusammen für eine Montagsdemo ...

Ciao,
M.
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Das selbe, was mit der Kylltalbahn geschieht, sollte ja auch mit der Hunsrückbahn in ähnlicher Weise passieren. Diese war an Dritte ausgeschrieben, aber es hat sich keiner dafür richtig interessiert, da nämlich genau wie zwischen Losheim und Jünkerath Oberbau, bzw. Brückenmängel vorhanden sein sollen!

Die Hunsrückbahn wurde vom EBA aber nicht zur Stilllegung bzw. zum Abriss freigegeben.

Warum konnte das dann bei der Kylltalbahn passieren. Fakten schaffen ohne jegliche Genehmigung dafür???

Da würde ich ja mal gerne hinter die Kulissen schauen, was da so alles abläuft.

Radweg sind gut und schön, aber nicht für Millionen von Euros, dann hätte man die Bahn auch erhalten können.
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Habe mal im Buch "Eisenbahngeschichte des Ortes Jünkerath" rumgeblättert. Dort steht in einem Abschnitt, dass im Frühjahr 1986 auch die Brücken wieder instandgesetzt wurden und die Strecke für den Schwerverkehr hergerichtet wurde.

Es kann mir keiner erzählen, dass nach gut 15 Jahren die Brücken nun unbefahrbar sind und die Strecke deshalb gesperrt werden musste, zumal die Nato bis weit in die 90er Jahre die Strecke zu ihren strategisch wichtigen zählte und deshalb befahrbar bleiben mussten.

Ehrlich, die ganze Sache stinkt zum Himmel. Und keiner protestiert dagegen, Ortspolitiker, Eisenbahnfreunde, Anwohner, Touristikverbände oder Andere. Ist die Sache so geheim gewesen, dass niemand etwas mitbekommen hat?

Im oben genannten Buch steht außerdem, das über diese Strecke ein Museumsbetrieb geplant war. Außer einigen Fahrten des Eifelbahn e.V. oder anderer Anbieter, die ich selber auch einige Male mit großer Freude angenommen habe, habe ich niemals einen planmäßigen Betrieb bemerkt.

Warum reißt man überhaupt gleich die Gleise heraus, dass ist hier doch die große Frage.......!
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