Brückenreste in Hillesheim

[Hillesheim - Gerolstein]
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Roger Schmitz
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Brückenreste in Hillesheim

Beitrag von Roger Schmitz »

Hallo Forum,

weiß jemand wann die gesprengten Trümmer des großen Viadukts bei Hillesheim beseitigt wurden??
Danke für einen Tipp.

Gruß Roger
Gerolsteiner
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Beitrag von Gerolsteiner »

Hallo Roger,
das muss ca. 1964 gewesen sein. Die Trümmer wurden teilweise zum Einebnen eines Geländes verwendet, auf dem im Sommer 1965 der neue Sportplatz in der Nähe der Stadtmauer eingeweiht wurde. Ich habe ein Foto, wo ich ca. 1963 im Kinderwagen noch an dem gesprengten Viadukt vorbei spazierengefahren wurde. Es standen zu der Zeit noch 3 der 9 Viaduktbögen, die dann bis 1964 auch verschwanden.
Desweiteren wurden die roten Sandsteine auch bei privaten Häuserbauten und Grundstücksummauerungen verwendet . (Mein Elternhaus z.B.).

Gruß
Manfred
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Prellbock
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Bf Hillesheim

Beitrag von Prellbock »

Apropos Hillesheim, in der Gerolsteiner Ausgabe des TV war vorgestern ein Beitrag über den Bf Hillesheim abgedruckt. Besagtes Viadukt findet jedoch keine Erwähnung ...

Was vom Bahnhof übrigblieb

Der Bahnhof war einst der Stolz am Ortsrand und ist heute eine unbewohnte und unansehnliche Immobilie in der Stadt. Mit der Schließung des Fahrkartenschalters im Sommer 1973 begann das stufenweise Aus für den ehemaligen Eisenbahnknotenpunkt.

Bei der Eröffnung am 1. Juli 1912 und dem Festmahl im Bürgermeisteramt betonte der Eisenbahndirektionspräsident Martine aus Köln vor Ehrengästen "die Bedeutung des glücklich vollendeten Werkes zum Heil und Segen der Anrainer" und schloss mit einem begeistert aufgenommenen "Hoch auf den Kaiser, den Förderer des technischen Fortschrittes".

Als nach langjährigen Verhandlungen 1909 die landesherrliche Genehmigung zum Bau der zweigleisigen Strecke Dümpelfeld-Hillesheim-Lissendorf eintraf, schritten die Bauarbeiten zügig voran. Die zehn Kilometer lange zusätzliche Verbindungsstrecke von Hillesheim nach Gerolstein ermöglichte ab 1912 eine durchgängige Fahrt von Remagen entlang der Ahr zur Kyll zur Hauptstrecke Köln-Trier. Wirtschaftliche und militärische Interessen sollen den Ausbau bestimmt haben. Der traditionelle Vieh- und Marktort war bisher nur zu Fuß oder mit Postkutschen zu erreichen, und so mancher ließ beim ersten Herannahen des Zuges die Sense oder Heugabel ruhen und sah dem "Dampfross" nach.

Gab es mit anderen Dörfern vehemente Streitigkeiten um einen begehrten Haltepunkt mit dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz bis hin zu dem zuständigen Minister in Berlin, so war für Hillesheim von Anfang an ein Bahnhof mit Kneipe und Güterschuppen vorgesehen. "Als ich 1936 aus der Schule kam, hatte Hillesheim 1400 Einwohner und vierzehn Kneipen, die alle gut gingen, besonders die Bahnhofskneipe", erinnert sich Magda Hennrich (85). Die Schankerlaubnis mit Imbissausgabe war ein Treffpunkt für Umsteigende und auch für die Bevölkerung. Bei Fahrten zur Berufsschule nach Gerolstein, zur Arbeit nach Jünkerath oder zu einem Ausflug an die Ahr hielten bis zu sechsmal gleichzeitig drei Züge zum Umsteigen an dem Knotenpunkt. Sommerfrischler aus dem Kölner Raum nutzen die gute Verbindung, und oft trottete eine Pferdekutsche vom Hotel Fasen den Berg zum Bahnhof hinauf und holte das Gepäck ab. Bis zur Schließung des Güterbahnhofes im Jahre 1974 kam größeres Warengut mit der Bahn an. Dazu gehörten Korbflaschen mit Südweinen, Kartons mit Christbaumschmuck, Tapeten und Zubehör für die Anstreicherbetriebe, und selbst Kinderwagen und Möbel mit Dachlatten verbrettert landeten im Güterschuppen. An jedem Zug hing ein Packwagen, der dreimal täglich auch die Post beförderte. Vor dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Auslieferung mit einem eisenbereiften Ackerwagen, der von Pferden oder Ochsen gezogen wurde.

Ältere Hillesheimer entsinnen sich noch an den Kurzbesuch vor Ausbruch des Krieges von Adolf Hitler, der zur Besichtigung des Westwalls mit seinem Sonderzug an der großen Rampe zwischen Bahnhof und Sägewerk Schlösser für einige Tage Station machte. Mitgeführte Autos brachten ihn und seine Militärs zu den Abschnitten der Befestigungs-Linie. Das Bahnhofsgelände war großräumig abgesperrt, weil außerdem noch ein Sportflugzeug mit weiteren SS-Leuten dort landete.

Auf die Liste der Kulturgüter gesetzt

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste das Frachtgut vom Bahnhof selbst abgeholt werden. Die Bahnhofskneipe neben der expandierenden Molkerei, die sich alsbald "Eifelperle" nannte, bot einigen der Beschäftigten nach Arbeitsschluss willkommene Abwechslung. In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts erwarb die Eifelperle von der Bundesbahn das Bahnhofsgebäude. 2003 stieß die Verwaltung die Immobilie an einen Privatmann ab.

Der Bahnhof steht formell noch nicht unter Denkmalschutz, ist aber vom Kreis Daun auf die Liste Denkmalgeschützter Kulturgüter gesetzt wurden. Demnächst soll der Bahnhof neue Fenster und Türen eingebaut bekommen. Heute erinnert nur noch das Schild "Bahnhofstraße" an die nur sechs Jahrzehnte dauernde Reichs- und Bundesbahnzeit in Hillesheim.
Herzliche Grüße,

Prellbock
Roger Schmitz
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Interessante Antworten

Beitrag von Roger Schmitz »

Hallo Forumkollegen,

vielen Dank für Eure aufschlussreichen Antworten.

Roger Schmitz
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Eifelbahner
Moderator
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Registriert: Mittwoch 10. November 2004, 21:17

Beitrag von Eifelbahner »

Wirklich sehr tolle Informationen, man füllt sich direkt um einige Jahrzente zurück versetzt!

In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, aus welchen Wagen und welcher Zuglok(s) der Sonderzug des "österreichischen Gefreiten" zu dieser Zeit bestand, kann da jemand etwas zu sagen?
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Prellbock
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Sz

Beitrag von Prellbock »

Servus,

... würde mich auch mal interessieren. Sind die großen Regierungszüge mit allem drum und dran auch auf den Nebenstrecken gefahren, oder abgespeckte Version?

Auf welchen Bahnhöfen der Eifel ist besagter Gefreiter sonst noch ausgestiegen? Es gibt ein Foto von Waxweiler, auch im Rahmen der WW-Besichtigungen.

Nach Irrel kam er per Mercedes.

Salü
Herzliche Grüße,

Prellbock
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Eigentlich ist der "Addi" ja nur mit seiner Junkers Ju52 oder mit der großen Focke Wulf Fw200 zu seinen Zielen geflogen. Hermann Göring, war da eher der "Zugfahrer der Nation", obwohl er Luftwaffenchef war!

Göring oder Göbbels wars, ich glaube aber Göring, war doch auch mal in Kronenburg (Reichskunstschule oder so was!) mit dem Zug. Weiß da jemand mehr drüber (Zuglok, Wagen, usw.)
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Prellbock
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Sonderzüge

Beitrag von Prellbock »

Hallo,

Besagter "Addi" war eben ein Autofanatiker, er hielt die Eisenbahn für ein veraltetes Verkehrsmittel, das keine Zukunft mehr hat (und das in den 30er Jahren!). Irgendwie hatte er wohl leider recht - in der Rückbetrachtung. Ansonsten interessierte ihn auf dem Gebiet wohl nur seine Vision der Breitspurbahn gen Osten ...

Ehem. Salonwagen der Reichsregierung, auch NS-Regime genannt, kann man übrigens im KO-Lützeler Museum bestaunen. Der 3achs-Mercedes ist in gut restauriertem Zustand im Technik-Museum Sinsheim ausgestellt.

Aber zurück in den äußersten Westen: AH hat Vogelsang mehrfach per Bahn besucht (Bf Gemünd); siehe hierzu nachfolgenden Link. Im Link sind auch Informationen über den Göring-Besuch in Kronenburg enthalten (S. 17 ff + 25/26)!

http://www.lernort-vogelsang.de/gestern ... estapo.pdf
Herzliche Grüße,

Prellbock
charlytrain
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Beitrag von charlytrain »

Die Regierungssonderzüge wurden in die Eifel mit BR 50 gefahren, das hatte Achsdruckgründe und aufs Tempo kams nicht an. Normal war BR 01 Doppeltraktion.
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