Hallo zusammen,
das Auto wollte vor Saisonbeginn unbedingt ins AW, um dort viele kleine und planmäßige wie teure Reparaturen ausführen zu lassen. So entstand die Idee, einen normalen Werktag lang das Schienennetz der Region zu bereisen. In Anbetracht der zu erwartenden Kosten spendierte der freundliche Meister in der Werkstatt sogar noch das Euregio-Tagesticket!
So fand ich mich am 26.03. gegen 9:00 Uhr am Bahnhof von Alsdorf ein, wo mir der Automat ohne Murren die gewünschte Fahrkarte entgegenspuckte, keine Selbstverständlichkeit! Dort steht noch das zumindest bahntechnisch funktionslose Stellwerk Af und träumt von alten Zeiten:
Kurze Zeit später näherte sich im morgendlichen Gegenlicht die Euregiobahn aus St-Jöris nach Düren:
In Herzogenrath stieg ich aus, um den nächsten Zug nach Heerlen zu nehmen, während der Talent weiter nach Düren fuhr:
Da sich zum Winterfahrplanwechsel hier wahrscheinlich irgendwelche Veränderungen ergeben, war dies eine Gelegenheit, noch einmal einige Alltagsfotos zu machen. Zwischendurch begegneten mit die Euregiobahnen von St-Jöris und Heerlen sowie die RE4 nach Dortmund und Aachen:
Endlich fuhr mein Zug auf Gleis 3 ein:
In Heerlen angekommen, blieben 20 min Zeit bis zur Rückfahrt. Die Talent-Triebwagen zogen sich in die Abstellgruppe zurück, Zeit genug, den Alltag auf niederländischen Schienen zu betrachten. Auch hier hat sich durch Privatisierung das Bild gewandelt. Tröstlich, noch die alten „Hondekoppen“ der guten alten NS zu sehen:
Zwischenzeitlich bewegte sich eine andere Doppeleinheit 643.2 zum Bahnsteig an Gleis 2, darunter der einzige Triebwagen in Sonderlackierung:
Über Herzogenrath ging es nach Aachen-West. Dort hatte das Schienenfahrzeuginstitut der RWTH ihre Köf II nach draußen gefahren und es gab eine 152 zu besichtigen, ich stieg jedoch nicht aus, sondern fuhr über AC-Hbf nach Stolberg. Vor der Einfahrt nach Stolberg überquert die Hauptstrecke die „Ringbahn“ aus Alsdorf und Herzogenrath.
Diese Stelle ist nur wenige Kilometer vom heutigen Endbahnhof St-Jöris entfernt. Der Lückenschluss des letzten Kilometers nach Stolberg erfordert erhebliche Baumaßnahmen im Bereich der Überführung, da das Streckengleis der Ringbahn wegen der geplanten Elektrifizierung tiefer gelegt werden muss. Dies ist gleichzeitig die tiefste Stelle im Würselener Wald, so dass es massive Wasserprobleme gibt. Ein Blick auf die Baustelle von oben:
In Stolberg werden die Züge geteilt. Der hintere Zugteil koppelt ab, fährt in den Rangierbahnhof, um nach Kopfmachen solo nach Stolberg Altstadt (Hammer) zu fahren. Ich blieb im vorderen Zugteil nach Düren. Im Vorbeifahren fiel mir dann dieses bekannte unbekannte Objekt vor die Linse. Leider ist keine Nummer zu erkennen:
In Eschweiler-Aue auf der Talbahn wurde weder beim Röhrenwerk noch beim Schrottlager rangiert (Köf II), zu meiner Überraschung fand sich auf dem Gelände der Firma Wertz eine nur vom Zug aus sichbare Köf II. Draußen auf der Straße fahre ich mehrmals in der Woche vorbei, auf der Schiene war ich hier seit den legendären IHS-Schienenbussonderfahrten nicht mehr gewesen, so dass mir die Lok vollkommen unbekannt war:
Über Weisweiler, wo der Gegenzug wartete, fuhr ich über Langerwehe bis zur Endstation Düren:
Dort stieg ich in die Rurtalbahn Richtung Heimbach. Dies war gleichzeitig meine erste Begegnung mit den „neuen“ RS1, die schon vom Bodensee, aus dem Münstertal und nicht zuletzt von Boppard – Emmelshausen gut kenne:
Da ich den „Zwischentakt“ erwischt hatte, ging die Fahrt nur nach Untermaubach. Auch hier ist heute alles modernisiert, aber es bleibt die Erinnerung an die DB-Zeiten, als hier die Zugkreuzungen noch mit Trapeztafeln an der Einfahrt und heftigem Funkverkehr über ZBF mit dem Fdl in Kreuzau abgewickelt wurden, während der Zugbegleiter des zuerst eingefahrenen Zuges das Gartentörchen am Bahnsteig für die Fahrgäste aufschloß:
Wieder zurück in Düren, raste etwas Gelbes mit unerwarteter Geschwindigkeit Richtung Köln:
Mit etwas DB-Regio zwischendurch begab ich mich auf die Schattenseite des Bahnhofs, wo die Rurtalbahn nach Linnich abfährt:
Hinter den Regiosprintern verbarg sich die Class 66 der Rurtalbahn, die einen Kohlenzug für Lendersdorf abgestellt hatte:
Die alte Drehscheibe aus Dampflokzeiten ist immer noch vorhanden und soll erhalten bleiben:
Nach der Durchfahrt eines Thalys kam wieder Leben in den Güterverkehr. Die Class 66 schob sich an der Euregiobahn nach St-Jöris (die ich eigentlich wieder hätte nehemen wollen) nach vorne. Hp2 und der Buchstabe H für Heimbach signalisierten eindeutig, wo die Reise hingehen sollte:
Also ab in den Regioshuttle und im Blockabstand hinterher nach Lendersdorf. Dort Kreuzung mit dem Zug aus Heimbach:
Die Class 66 rangierte ihren Zug nur in den Anschluß von Schoellershammer, um sich dann wieder Richtung Düren davonzustehlen:
Kurze Zeit später kam auch der Triebwagen nach Düren:
Da das Wetter, wie angekündigt, langsam unfotogen und nass wurde, bestieg ich die Euregiobahn mit unbekanntem Ziel. Während der Fahrt fiel noch etwas Beifang ab.
Die Anschlußbahn zu einem Militärgelände hinter Düren:
Das letzte erhaltene alte Stellwerk in Stolberg:
Stolberg, Schotterwagen im Bezirk 5:
Wenige Meter dahinter noch einmal die Saubach-Baustelle:
In Aachen Rothe-Erde steht beim Schrotthändler Wertz (schon lange ohne Gleisanschluß) diese V60 und ein Umbauwagen, wer weiß mehr?:
In Anbetracht des tiefgrauen Himmels gab es in Aachen Hbf und –West keinen Grund auszusteigen; die Hochschul-Köf stand wieder in der Halle; so dass ich bis Herzogenrath durchfuhr. Dort markierte die alltägliche Begegnung zweier 111 das letzte Foto des Tages:
Nachdem ich einen Tag lang einen pünktlichen Nahverkehr ohne Störungen erlebt hatte, musste ich wieder einmal feststellen, dass mein Bus nach Hause zumindest nicht auf die Euregiobahn synchronisiert ist und noch deutliche Verspätung hatte. In diesen 35min hätte ich auch zu Fuß gehen können.
Das war ein Tag Bahnbetrieb in der Euregio, wobei ich noch lange nicht das Potential der Fahrkarte ausgereizt habe.
Franz-Josef
Ein Tag unterwegs mit dem Euregioticket
-
- Beiträge: 530
- Registriert: Mittwoch 27. Juli 2011, 07:00
- Wohnort: Herzogenrath
- bluesbrother
- Moderator
- Beiträge: 2250
- Registriert: Mittwoch 10. November 2004, 21:17
- Wohnort: Mechernich
Re: Ein Tag unterwegs mit dem Euregioticket
Prima Tour mit tollen Bildern. Gleiches habe ich schon seit längerem vor und wird auch in diesem Jahr noch durchgeführt. Bei einem Bild aus dem "Schattenbahnhof" ist mir aufgefallen, dass dort noch eine alte Signalisierung vorhanden ist, obwohl Düren schon länger ans ESTW angeschlossen ist und dort eigentlich KS-Signale stehen müssten.
Gruß aus der Nordeifel!
Re: Ein Tag unterwegs mit dem Euregioticket
Danke für den Bericht,
zum Bf.Düren:
Der modernisierte Teil einschl.ehem. Düren Vorbahnhof wird vom Estw (BZ Duisburg) gesteuert. Die alte Nordseite wird weiterhin vom alten örtlichen Stellwerk Df bedient.
Siehe auch im Plan hier...
zum Kreuzungsbauwerk:
Als ich damals noch in der Bm Stolberg tätig gewesen bin, war in dem Bereich des öfteren Land unter, welches am Geländeuntergrund und auch des geringen Gefälle der Vorflut Lehmsief und Saubach geschuldet war. Daher verwundert mich die Schlammschlacht nicht.
Gruß
KPO9
zum Bf.Düren:
Der modernisierte Teil einschl.ehem. Düren Vorbahnhof wird vom Estw (BZ Duisburg) gesteuert. Die alte Nordseite wird weiterhin vom alten örtlichen Stellwerk Df bedient.
Siehe auch im Plan hier...
zum Kreuzungsbauwerk:
Als ich damals noch in der Bm Stolberg tätig gewesen bin, war in dem Bereich des öfteren Land unter, welches am Geländeuntergrund und auch des geringen Gefälle der Vorflut Lehmsief und Saubach geschuldet war. Daher verwundert mich die Schlammschlacht nicht.
Gruß
KPO9
-
- Beiträge: 530
- Registriert: Mittwoch 27. Juli 2011, 07:00
- Wohnort: Herzogenrath
Re: Ein Tag unterwegs mit dem Euregioticket
Die alten Signale im "Schattenbahnhof" sind mir auch aufgefallen, danke für die Aufklärung!
Gehört dieser Teil des Bahnhofs noch zur DB oder zur Rurtalbahn? Wer stellt den Fdl?
Viele Grüße, Franz-Josef
Gehört dieser Teil des Bahnhofs noch zur DB oder zur Rurtalbahn? Wer stellt den Fdl?
Viele Grüße, Franz-Josef
Re: Ein Tag unterwegs mit dem Euregioticket
Bin mir nicht sicher, aber ich glaube der Nordteil gehört der Rurtalbahn und die stellen auch den FDL
- Heiner Schwarz
- Beiträge: 648
- Registriert: Sonntag 18. März 2007, 19:09
- Wohnort: Mülheim am Rhein (jetzt Köln)
Re: Ein Tag unterwegs mit dem Euregioticket
... danke für die Interessanten Bilder.
Bemerkenswert die niederländische Infrastruktur mit den vier "Hosenträgern" - Kreuzungen zwischen parallelen Gleisen, die mit gegenläufigen Weichenverbindungen verbunden werden - und die hier sogar parallele Fahrten ermöglichen.
Das Sahnehäubchen obendrauf sind dann noch die DKWs dabei.
Dann der Dürener Großdiesel in Lendersdorf - so um die 2.400 kW nur für Klütten - interessant zu sehen
Bemerkenswert die niederländische Infrastruktur mit den vier "Hosenträgern" - Kreuzungen zwischen parallelen Gleisen, die mit gegenläufigen Weichenverbindungen verbunden werden - und die hier sogar parallele Fahrten ermöglichen.
Das Sahnehäubchen obendrauf sind dann noch die DKWs dabei.
Dann der Dürener Großdiesel in Lendersdorf - so um die 2.400 kW nur für Klütten - interessant zu sehen
-
- Beiträge: 18
- Registriert: Samstag 6. Juni 2009, 12:29
tolle Rundfahrt / katastrophale Asthetik der Bahn-Anlagen
Ein bemerkenswertes Projekt, mal so einen Tag lang rumzufahren und den Bahn-Alltag zu dokumentieren.
Was an den Bahn-Ansichten auffällt:
Die unsäglich miese Ästehtik fast aller Bahnanlagen. Jede Blickrichtung ist z. B. mit
• Warnschildern
• unendlich vielen Kabeln
• Sicherungshinweisen
• allgemeinen Beschilderungen
• Elektronik-Kästen
• allerlei Meldern
• Doppel- und Dreifachinformation
• allgemeiner Verwahrlosung (siehe Bhf-Schild "Düren" und verwilderten Pflanzkästen)
• zu den Örtlichkeiten unpassender Gestaltung
zugemüllt. Gestaltung ohne Konzept und ohne Rücksicht auf menschliches Maß. Muss Bahn und muss Technik wirklich so aussehen? Bemerkenswert ist doch dieser Kontrast: Das Auto wird derzeit einer Hyper-Ästhetisierung unterworfen. Sogar Automarken aus Japan, denen man es noch vor 10 Jahren nie zugetraut hätte, werden inzwischen schick.
Bei der Bahn passiert gerade das Gegenteil.
Neue Außenanlagen werden überall brutalstmöglich und ohne ästehtisches Konzept hingehauen. Siehe der Bilderbogen. Siehe auch die gerade anstehende, sogenannte "Modernisierung" der Lahntalbahn. Ohne Rücksicht auf Historie und die örtlichen Gegebeneheiten wird hier scheinbare Modernität und Technik aufgepfropft und ein stimmiges Idyll zerstört. Dass diese Anlagen dann in kurzer Zeit mit Graffiti weitergestaltet und ohne Respekt vor dem Eigentum aller unsachgemäß behandelt werden, ist nur eine Folge davon.
Was an den Bahn-Ansichten auffällt:
Die unsäglich miese Ästehtik fast aller Bahnanlagen. Jede Blickrichtung ist z. B. mit
• Warnschildern
• unendlich vielen Kabeln
• Sicherungshinweisen
• allgemeinen Beschilderungen
• Elektronik-Kästen
• allerlei Meldern
• Doppel- und Dreifachinformation
• allgemeiner Verwahrlosung (siehe Bhf-Schild "Düren" und verwilderten Pflanzkästen)
• zu den Örtlichkeiten unpassender Gestaltung
zugemüllt. Gestaltung ohne Konzept und ohne Rücksicht auf menschliches Maß. Muss Bahn und muss Technik wirklich so aussehen? Bemerkenswert ist doch dieser Kontrast: Das Auto wird derzeit einer Hyper-Ästhetisierung unterworfen. Sogar Automarken aus Japan, denen man es noch vor 10 Jahren nie zugetraut hätte, werden inzwischen schick.
Bei der Bahn passiert gerade das Gegenteil.
Neue Außenanlagen werden überall brutalstmöglich und ohne ästehtisches Konzept hingehauen. Siehe der Bilderbogen. Siehe auch die gerade anstehende, sogenannte "Modernisierung" der Lahntalbahn. Ohne Rücksicht auf Historie und die örtlichen Gegebeneheiten wird hier scheinbare Modernität und Technik aufgepfropft und ein stimmiges Idyll zerstört. Dass diese Anlagen dann in kurzer Zeit mit Graffiti weitergestaltet und ohne Respekt vor dem Eigentum aller unsachgemäß behandelt werden, ist nur eine Folge davon.
Re: Ein Tag unterwegs mit dem Euregioticket
Spuper Bilderbogen ,aus dem Zug heraus muss es schnell gehen .
Grüße
Grüße