Postkarten aus der Kaiserzeit

[SSPE]

Habe hier ein paar alte Postkarten vom Bahnhof Speicher (Format 9 x 13), die das Südportal des Friedrich Wilhelm-Tunnels und das Stationsgebäude zeigen.
Leider konnte mir der Verkäufer keine Angaben zum genauen Aufnahmezeitpunkt machen.
Am Giebel des Stationsgebäudes ist zwar schon der markant aufgemalte Stationsname zu sehen, aber der Stellwerksanbau hinter den beiden Uniformierten ist definitiv ein anderer als heute.
Links davon scheint auch noch ein kleiner Schuppen zu stehen, die Weiche im rechten Bildvordergrund dürfte die ehem. DoKW Nr. 10 sein.
Vor dem Südportal des Tunnels ist ein beschrankter Übergang zu erkennen. Der Fotograf dürfte auf der Kyllbrücke gestanden haben.
Leider geben die Scans nicht die hohe Auflösung der Originalaufnahmen wieder.

[Prellbock]

Hallo und danke für die Ansichten ...

Beschriftung und Dargestelltes lassen spontan vermuten, dass es sich um US-Aufnahmen von 1945 handelt.

Ciao

[SSPE]

Das dachte ich auch zuerst wegen der Beschriftung. Das zweite Streckengleis würde ja 1945 noch "durchgehen." Aber die Uniformen der beiden vor dem Stellwerk passen nicht, das sieht ziemlich preußisch aus. Unterm Brennglas kann man es besser sehen, leider habe ich keinen so guten Scanner. Auch die Person rechts vor dem Tunnel ist nicht eindeutig zu identifizieren (Streckenposten, Arbeiter, Soldat?).

Grüße in die Viez-Metropole!

[SD90]

Das zweite Bild ist sicherlich eine amerikanische Aufnahme. R.R. ist eine gebräuchliche Abkürzung für Railroad im amerikanischen Englisch.

[SSPE]

I know..., habe die Fotos von einem Amerikaner erstanden. Leider wußte er aber rein gar nichts zur Herkunft usw. Gegen eine Datierung um 1945 spricht leider auch der intakte Zustand der Kyllbrücke (Fotostandpunkt), da diese ja noch (unnötigerweise) von den Deutschen Anfang 1945 gesprengt wurde.

[Rolf]

Vielleicht stammt das Bild aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Ich meine, dass bei der Besetzung des Rheinlandes anfangs auch US-Amerikaner beteiligt waren. Briten waren definitiv dabei. Nach kurzer Zeit haben sich Briten und US-Amerikaner aber zurück gezogen und Franzosen und Belgier haben die Besatzung alleine übernommen. Dafür spricht auch, dass keinerlei Zerstörung sichtbar ist. Nach dem 2. Weltkrieg waren die Eisenbahnanlagen doch alle sehr schwer beschädigt.

[SSPE]

Das klingt recht plausibel. Die rechte Person könnte - dem Mantel nach zu urteilen - ein uniformierter Amerikaner oder Brite sein. Bei dem linken würde ich auf einen Reichsbahner tippen. Der Schankraum der ehem. Bahnhofswirtschaft ist noch als "Wartesaal ... Kl." beschriftet.
Danke für den Hinweis!

[Rolf]

Bei Wikipedia nachzulesen:

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das westliche Rheinland 1918 durch französische, belgische, britische sowie amerikanische Truppen besetzt; die letzten Besatzungstruppen räumten 1930 und damit fünf Jahre eher als der Friedensvertrag vorgesehen hatte, das Rheinland.

Das würde also alles zusammenpassen. Der verlassene Wachposten deutet auch auf die Zeit nach dem 1. WK hin. Im 1. WK wurden die Eisenbahnstrecken im Westen durch Soldaten gesichert, die in solchen Wachhäuschen untergebracht waren, wobei Tunnel und andere Kunstbauten besonders bewacht waren. Im 2. WK wurden sie zwar auch bewacht, aber spätestens im Rahmen der Ardennenoffensive wurden die Bahnverbindungen in der Eifel sehr massiv bombardiert. Man sieht aber absolut keine Zerstörungen im Bild, was ich im Zusammenhang mit dem 2. WK für praktisch ausgeschlossen halte, zumal die Eifelhauptstrecke für die Versorgung der dt. Truppen von besonderer Bedeutung war und deswegen massiv bombardiert wurde.

[SSPE]

Vielen Dank noch mal für die vielen guten Hinweise! Sowie ich (hoffentlich) im Besitz weiterer historischer Aufnahmen bin, werde ich sie wieder hier zeigen.