Eisenbahnwunderland im tiefen Westen
Verfasst: Sonntag 27. Januar 2019, 18:44
Hallo zusammen,
in unserem Zonenrandgebiet Kreis Aachen kommt zum Jahreswechsel etwas Bewegung in die Bahnszene. (nein, wir bekommen kein drittes Gleis zwischen Düren und Aachen). Der Tagespresse war zu entnehmen, dass die EVS die ehemaligen DB-Strecke vom Abzweig Kellersberg nach Siersdorf vom Bewuchs befreien wolle, um die Reaktivierung vorzubereiten.
Für Ortsunkundige: Es gab einmal eine Strecke von Aachen nach Jülich, die in ihrem Verlauf von der reaktivierten Strecke Stolberg - Herzogenrath (sog. Ringbahn, Euregiobahn) im Bereich des Bf Mariagrube gekreuzt wurde. Es gab im Laufe der Geschichte mehrere Gleisverbindungen zwischen oben und unten. Die Letzte und noch existierende zweigt aus Richtung Alsdorf am Abzw Kellersberg ab und trifft in Mariagrube (unten) auf die Strecke aus Aachen nach Jülich. Der EBV ließ von der Ausfahrt Richtung Jülich eine Strecke zur Kohlenzeche nach Siersdorf bauen. Diese ging später in den Besitz der DB über und wurde auch im Personenverkehr betrieben.
So war Mariagrube nicht nur ein Turmbahnhof, sondern zu einem Kreuzungsbahnhof geworden. Es existierten 3 Bahnsteiganlagen, um die bescheidenen Umsteigeverbindungen zu ermöglichen. Zu Beginn der 1980er-Jahre verloren der Abzweig nach Siersdorf und die Srecke Aachen - Jülich ihren Personenverkehr. Es folgte schnell der Rückbau der Gleise zwischen Aachen und Jülich, so dass Mariagrube eigentlich nur als Durchgangsbahnhof zwischen Alsdorf - Abzw Kellersberg und Siersdorf diente. Die verbliebenen 4 Gleise hatten schnell keine Aufgabe mehr, so dass der Bahnhof durchgeschaltet wurde und alle notwendigen Signale auf Fahrt standen.
In diesem Zustand erlebte der Bahnhof das Ende des Bergbaus 1992 und einige Jahre später wurde auch das von der Zeche unabhängige Kohlekraftwerk Siersdorf stillgelegt. Die Anlieferung der Kohle erfolgte auf der Schiene, die vor Ort geförderte Kohle war zum Verfeuern nicht geeignet. So verfiel Marigarube unten in einen langen Dorröschenschlaf, nur unterbrochen von gelegentlichem Vandalismus und der langsamen Rückeroberung durch die Natur. Bei Wiederaufbau der Ringbahn wurde der Hp Mariagrube oben nautrgemäß nicht mehr errichtet, auch die Weiche am nahen Abzw Kellersberg entfiel.
Heute ergab sich die Gelegenheit zu einer Zeitreise, bevor die alten Gleise und Signale verschwinden.
Der Einstieg erfolgte am E-Sig aus Richtung Siersdorf:
Das Ausfahrsignal Richtung Siersdorf (und Jülich)
Das Gleisfeld und die Ausfahrgruppe Blickrichtung Kellersberg (und Aachen):
Und Blickrichtung Siersdorf (Jülich):
Am Stellwerk Mf angekommen, trat die dritte Fotografenregel in Kraft: Wenn man am weitesten vom Auto weg ist, beginnt es zu regnen. Das Stellwerk hat schon bessere Zeiten gesehen:
Der Bahnsteig für Züge aus Aachen:
Streckengleis aus Richtung Aachen und in Richtung Kellersberg. Zwischen den Gleisen gab es früher ein drittes Gleis und einen Bahnsteig. Das Signal sichert die Einfahrt aus Kellersberg. Hier gab es einen Bahnsteig und ein Stumpfgleis für Pendelzüge nach Siersdorf:
Ausgedient:
In diesem Zusammenhang war einige Tage später der Tagespresse zu entnehmen, dass es Gedanken gibt, eine Verbindung vom Streckenende in Siersdorf zur Jülicher Kreisbahn zu bauen und zwischen den Bahnhöfen Puffendorf und Ederen Richtung Jülich einzufädeln. Ich erinnere mich noch an Gerüchte in den 1970er Jahren, als man genau das schon einmal plante, um die Steinkohle der Zeche Emil Mayrisch unter Umgehung von Aachen Richtung Köln abfahren zu können. Leider ist die Kreisbahn seit der Jahrtausendwende stillgelegt und m.E. entwidmet, sonst wäre es nicht möglich gewesen, in Koslar einen Supermarkt auf dem Bahnhofsgelände zu bauen.
Dies soll im Zusammenhang mit der konkret in Planung befindlichen Anbindung von Baesweiler an die Euregiobahn gesehen werden und wieder eine Zugverbindung zwischen Aachen und Jülich schaffen. Die direkte Strecke (siehe oben), die wirklich Erfolgschancen hätte, ist heute ein Radweg und in Würselen und Aldenhoven dicht besiedelt.
Man wundert sich, welche Ideen die Politik so aus dem Hut zieht, wenn es Fördermittel aus dem Braunkohleausstieg gibt.......
Ein viel größeres Wunder vollführte sich heute auf der RE 18 von Aachen nach Maastricht. Die Triebwagen der Arriva haben wohl endlich ihre EBA-Zulassung bekommen, so dass es heute zur Wiederaufnahme des Schienenverkehrs kam. Die ersten Fahrten am frühen Morgen habe ich mir geschenkt, aber die Kreuzung um 15:00 in Herzogenrath musste trotz nasser Hose noch sein.
Auch hier war das Wetter nicht besser, RB 20 aus Stolberg:
Pünktlich fährt der Zug aus Maastricht auf Gleis 2 ein und hält am neuen Zwischensignal, um dem Gegenzug die Einfahrt aus Richtung Aachen nach Gleis 3 zu ermöglichen:
Erfreulich die Aussicht, dass es auch 2019 in der Region noch etwas über den Alltag hinaus zu fotografieren gibt...
Franz-Josef
in unserem Zonenrandgebiet Kreis Aachen kommt zum Jahreswechsel etwas Bewegung in die Bahnszene. (nein, wir bekommen kein drittes Gleis zwischen Düren und Aachen). Der Tagespresse war zu entnehmen, dass die EVS die ehemaligen DB-Strecke vom Abzweig Kellersberg nach Siersdorf vom Bewuchs befreien wolle, um die Reaktivierung vorzubereiten.
Für Ortsunkundige: Es gab einmal eine Strecke von Aachen nach Jülich, die in ihrem Verlauf von der reaktivierten Strecke Stolberg - Herzogenrath (sog. Ringbahn, Euregiobahn) im Bereich des Bf Mariagrube gekreuzt wurde. Es gab im Laufe der Geschichte mehrere Gleisverbindungen zwischen oben und unten. Die Letzte und noch existierende zweigt aus Richtung Alsdorf am Abzw Kellersberg ab und trifft in Mariagrube (unten) auf die Strecke aus Aachen nach Jülich. Der EBV ließ von der Ausfahrt Richtung Jülich eine Strecke zur Kohlenzeche nach Siersdorf bauen. Diese ging später in den Besitz der DB über und wurde auch im Personenverkehr betrieben.
So war Mariagrube nicht nur ein Turmbahnhof, sondern zu einem Kreuzungsbahnhof geworden. Es existierten 3 Bahnsteiganlagen, um die bescheidenen Umsteigeverbindungen zu ermöglichen. Zu Beginn der 1980er-Jahre verloren der Abzweig nach Siersdorf und die Srecke Aachen - Jülich ihren Personenverkehr. Es folgte schnell der Rückbau der Gleise zwischen Aachen und Jülich, so dass Mariagrube eigentlich nur als Durchgangsbahnhof zwischen Alsdorf - Abzw Kellersberg und Siersdorf diente. Die verbliebenen 4 Gleise hatten schnell keine Aufgabe mehr, so dass der Bahnhof durchgeschaltet wurde und alle notwendigen Signale auf Fahrt standen.
In diesem Zustand erlebte der Bahnhof das Ende des Bergbaus 1992 und einige Jahre später wurde auch das von der Zeche unabhängige Kohlekraftwerk Siersdorf stillgelegt. Die Anlieferung der Kohle erfolgte auf der Schiene, die vor Ort geförderte Kohle war zum Verfeuern nicht geeignet. So verfiel Marigarube unten in einen langen Dorröschenschlaf, nur unterbrochen von gelegentlichem Vandalismus und der langsamen Rückeroberung durch die Natur. Bei Wiederaufbau der Ringbahn wurde der Hp Mariagrube oben nautrgemäß nicht mehr errichtet, auch die Weiche am nahen Abzw Kellersberg entfiel.
Heute ergab sich die Gelegenheit zu einer Zeitreise, bevor die alten Gleise und Signale verschwinden.
Der Einstieg erfolgte am E-Sig aus Richtung Siersdorf:
Das Ausfahrsignal Richtung Siersdorf (und Jülich)
Das Gleisfeld und die Ausfahrgruppe Blickrichtung Kellersberg (und Aachen):
Und Blickrichtung Siersdorf (Jülich):
Am Stellwerk Mf angekommen, trat die dritte Fotografenregel in Kraft: Wenn man am weitesten vom Auto weg ist, beginnt es zu regnen. Das Stellwerk hat schon bessere Zeiten gesehen:
Der Bahnsteig für Züge aus Aachen:
Streckengleis aus Richtung Aachen und in Richtung Kellersberg. Zwischen den Gleisen gab es früher ein drittes Gleis und einen Bahnsteig. Das Signal sichert die Einfahrt aus Kellersberg. Hier gab es einen Bahnsteig und ein Stumpfgleis für Pendelzüge nach Siersdorf:
Ausgedient:
In diesem Zusammenhang war einige Tage später der Tagespresse zu entnehmen, dass es Gedanken gibt, eine Verbindung vom Streckenende in Siersdorf zur Jülicher Kreisbahn zu bauen und zwischen den Bahnhöfen Puffendorf und Ederen Richtung Jülich einzufädeln. Ich erinnere mich noch an Gerüchte in den 1970er Jahren, als man genau das schon einmal plante, um die Steinkohle der Zeche Emil Mayrisch unter Umgehung von Aachen Richtung Köln abfahren zu können. Leider ist die Kreisbahn seit der Jahrtausendwende stillgelegt und m.E. entwidmet, sonst wäre es nicht möglich gewesen, in Koslar einen Supermarkt auf dem Bahnhofsgelände zu bauen.
Dies soll im Zusammenhang mit der konkret in Planung befindlichen Anbindung von Baesweiler an die Euregiobahn gesehen werden und wieder eine Zugverbindung zwischen Aachen und Jülich schaffen. Die direkte Strecke (siehe oben), die wirklich Erfolgschancen hätte, ist heute ein Radweg und in Würselen und Aldenhoven dicht besiedelt.
Man wundert sich, welche Ideen die Politik so aus dem Hut zieht, wenn es Fördermittel aus dem Braunkohleausstieg gibt.......
Ein viel größeres Wunder vollführte sich heute auf der RE 18 von Aachen nach Maastricht. Die Triebwagen der Arriva haben wohl endlich ihre EBA-Zulassung bekommen, so dass es heute zur Wiederaufnahme des Schienenverkehrs kam. Die ersten Fahrten am frühen Morgen habe ich mir geschenkt, aber die Kreuzung um 15:00 in Herzogenrath musste trotz nasser Hose noch sein.
Auch hier war das Wetter nicht besser, RB 20 aus Stolberg:
Pünktlich fährt der Zug aus Maastricht auf Gleis 2 ein und hält am neuen Zwischensignal, um dem Gegenzug die Einfahrt aus Richtung Aachen nach Gleis 3 zu ermöglichen:
Erfreulich die Aussicht, dass es auch 2019 in der Region noch etwas über den Alltag hinaus zu fotografieren gibt...
Franz-Josef