"Fakten-Check"

Gerolstein - Prüm [-Pronsfeld - Bleialf - St.Vith]
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SST
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Re: "Fakten-Check"

Beitrag von SST »

Rolf hat geschrieben:In den vorgeschlagenen Routen für Fahrradfahrer sehe ich keine familientaugliche Alternative. Meinetwegen für sportliche Erwachsene, aber nichts für Kinder. Ein abgesicherter, separater Fahrradweg macht deutlich Spaß und ist auch für Kinder problemlos. Vorbildliche Bahntrassenradwege sind da der Schindehannesradweg und der Ruwertalradweg. Auch das Wegenetz westlich Prüm kann sich unter Sicherheits- und Erholungsaspekten absolut sehen lassen. Sich die Straße jedoch (abschnittsweise) mit KFZ und Motorräderen zu teilen, entspricht bei den meisten Ausflüglern nicht der Vorstellung einer angenehmen Fahrradtour. Ein solcher Fahrradweg wäre eine Notlösung und könnte mit einem separaten Bahntrassenweg nicht konkurrieren.
Naja, das ist schon alles richtig was Du schreibst. Nur

a) wie Du selber schreibst, gibt es schon viele "Bahntrassenradwege"
b) ist auch die Anbindung von Gerolstein mit den derzeit sehr wenigen Fahrradplätzen in den Zügen aus Köln nicht sehr attraktiv
c) kostet der Fahrradweg - wenn ich es richtig gehört habe - von Gerolstein nach Prüm rund 3 Millionen Euro, die auch ersteinmal vorhanden sein müßten
d) würde die Reaktivierung der Westeifelbahn für TOURISTISCHE Zwecke nur rund 10-20% der Kosten verursachen (im Vergleich zu einem asphaltierten neuen Bahntrassenradweg....
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SST
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Re: "Fakten-Check"

Beitrag von SST »

@ "convalescence"

Deine Karte "gefällt mir" 8)
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kyllbruecke
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Re: "Fakten-Check"

Beitrag von kyllbruecke »

In einem der Threads wurde gefragt, wieviele Einwohner die Weinsheimer Ortsteile haben - hier die Antwort:

Weinsheim: 539
Gondelsheim: 229
Hermespand: 175
Willwerath: 163
Rolf
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Re: "Fakten-Check"

Beitrag von Rolf »

SST hat geschrieben:Naja, das ist schon alles richtig was Du schreibst. Nur

a) wie Du selber schreibst, gibt es schon viele "Bahntrassenradwege"
Ja klar. Weil sie so beliebt sind, gibt es ja auch so viele. Wenn schon stillgelegt, ist ein Fahrradweg noch die beste Lösung. Auch wenn es mir um die Bahnstrecken jedes Mal Leid tut, freue ich mich über jeden schönen Fahrradweg auf alten Bahntrassen.
SST hat geschrieben: b) ist auch die Anbindung von Gerolstein mit den derzeit sehr wenigen Fahrradplätzen in den Zügen aus Köln nicht sehr attraktiv....
Bei meiner letzten Radtour in der Eifel (Blankenheim-Ahrweiler) waren Sonntags 3 gekuppelte Einheiten 628er unterwegs mit viel Platz für Fahrräder (und diese Plätze waren auch gut belegt). Für mich (nebst Anhang) ist die Bahnanreise sehr attraktiv, auch von Bonn bis Gerolstein. Bei schönem Wetter sind die Züge Richtung Eifel stets sehr gut mit Fahrradfahrern besetzt. OK, bis Gerolstein steigen die meisten aus, aber das kann sich ja ändern. Auch als Bonner scheue ich die längere Fahrt nicht. Im Gegenteil, bisher geht es meist weiter Richtung Daun mit der VEB (und von dort mit dem Rad oder Inlinern an die Mosel). Eine Weiterfahrt Richtung Prüm ist mir (uns) dagegen zu stressig; es gibt nur einen sehr unschönen Fahrradweg. Daher gilt für uns: Ein Mal und nie wieder, solange es keinen vernünftigen Fahrradweg bis Prüm gibt.
SST hat geschrieben: c) kostet der Fahrradweg - wenn ich es richtig gehört habe - von Gerolstein nach Prüm rund 3 Millionen Euro, die auch ersteinmal vorhanden sein müßten
....
Ohne Zweifel eine Menge Holz!
SST hat geschrieben: d) würde die Reaktivierung der Westeifelbahn für TOURISTISCHE Zwecke nur rund 10-20% der Kosten verursachen (im Vergleich zu einem asphaltierten neuen Bahntrassenradweg....
Am Anfang fällt der Vergleich Fahrradweg-Schiene mit Sicherheit zu Gunsten der Schiene aus; die ist ja schon da, während der Fahrradweg erst gebaut werden müsste. Auf die Dauer benötigt der Fahrradweg aber deutlich weniger Pflege und verursacht weniger Kosten als eine Bahnstrecke. Das hat mir mal ein Ortsbürgermeister vorgerechnet.
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SST
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Re: "Fakten-Check"

Beitrag von SST »

Rolf hat geschrieben:
SST hat geschrieben: d) würde die Reaktivierung der Westeifelbahn für TOURISTISCHE Zwecke nur rund 10-20% der Kosten verursachen (im Vergleich zu einem asphaltierten neuen Bahntrassenradweg....
Am Anfang fällt der Vergleich Fahrradweg-Schiene mit Sicherheit zu Gunsten der Schiene aus; die ist ja schon da, während der Fahrradweg erst gebaut werden müsste. Auf die Dauer benötigt der Fahrradweg aber deutlich weniger Pflege und verursacht weniger Kosten als eine Bahnstrecke. Das hat mir mal ein Ortsbürgermeister vorgerechnet.
Dafür hat eine touristische Bahnstrecke aber immerhin die Chancen auf Einnahmen, während ein Fahrradweg "für immer und ewig" ein Zuschußgeschäft der Gemeinden bleibt. Insgesamt sind die Alternativen wohl ganz gut "herausgearbeitet":

a) Reaktivierung als täglich verkehrende, vollwertige Regionalbahn
b) Reaktivierung als touristische Museumsbahn
c) Kombination Radweg/touristische Museumsbahn
d) Kombination Radweg/Draisinentrasse
e) Draisinentrasse
f) Radweg
g) Der Natur den Raum zurückgeben

Die Reihenfolge stellt keine Wertigkeit dar!
M&M
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Re: "Fakten-Check"

Beitrag von M&M »

Rolf hat geschrieben:Auf die Dauer benötigt der Fahrradweg aber deutlich weniger Pflege und verursacht weniger Kosten als eine Bahnstrecke. Das hat mir mal ein Ortsbürgermeister vorgerechnet.
Ich würde einen Kasten Bitburger darauf wetten, dass ich weiß, welcher Ortsvorsteher sich hier wieder als ein Eisenbahnfreund dargestellt hat, der die Westeifelbahn grundsätzlich gern erhalten würde, aber diese Position (alternativlos?) aus Kostengründen nicht vertreten könne. "Auf einem leckeren Streuselkuchen" könnten wir seine Rechnung gern einer Prüfung unterziehen. An dieser Stelle nur einige kritische Rückfragen:

1. Hat der rechnende Ortsvorsteher die variablen Infrastrukturkosten je nach Betriebsmodell (maximale Streckenlast, maximale Streckengeschwindigkeit, tatsächliche Belastung des Oberbaus usw.) berücksichtigt?
2. Hat der rechnende Ortsvorsteher berücksichtigt, dass es private Unternehmer (!) gab und gibt, welche die Strecke schon längst wieder einer Nutzung zugeführt hätten, wenn man sie nur endlich lassen würde? Es gab und gibt doch bislang Interessenten, welche die Verbandsgemeinde Prüm und ihre Ortschaften bislang keinen einzigen Euro kosten würden.
3. Hat der rechnende Ortsvorsteher berücksichtigt, dass die Eisenbahn auch Trassenerlöse erzielt und Betriebskostenzuschüsse des ZSPNV Rlp Nord durch die absehbare Reaktivierung der EFQ zur Verfügung stehen?
4. Hat sich der rechnende Ortsvorsteher seriös darüber informiert, welche Pflege für einen Bahntrassen-Radweg innerhalb von zwei Jahrzehnten notwendig ist und was das kostet? Es gibt schon Gemeinden, welche sich mit diesen Kosten auf die Dauer überfordert sahen. Denn auch für Radfahrer muss jede noch so kleine Brücke vor dem Verfall bewahrt und gepflegt werden.
5. Hat der rechnende Ortsvorsteher unterschiedliche Geschäftsführer und Eisenbahnbetriebsleiter privater Eisenbahngesellschaft über ihre Firmeninterna befragt, welche Kosten für regionale Bahngesellschaften durch den Betrieb vom 23 Kilometern Bahngleise entstehen bzw. nicht entstehen?
usw.
Manchmal wäre auch heute ein "Ich weiß, dass ich nichts weiß" klüger. Es werden in den Räten über Millionenbeträge entschieden und eventuell Infrastrukturen zerstört, aber mir ist bis heute kein einziges Gutachten bekannt, welches auch nur annähernd ernsthaft die echten Kosten von Schiene und Radweg ermittelt hat.
Gruß M&M
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SST
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Verlängerung Linie 500 analog Kurs 0411-064

Beitrag von SST »

Wenn noch so viele Punkte zu klären sind - das kann ja noch Jahre dauern :wink: - dann empfehle ich doch im nächsten Sommer den Regio-Radler Linie 500 Cochem-Gerolstein mit einigen Fahrten als zusätzlichen "Schnellbus" (analog Kurs 0411-064) bis Prüm zu verlängern. Dann kommen Reisende mit Fahrrädern immerhin bequem in einem schönen Omnibus bis nach Prüm - mit kurzen 23 Minuten Fahrzeit - und können dann die dort vorhandenen Bahntrassenwege geniessen.

Kostet zwar auch etwas Zuschuß, aber vermutlich in einem sehr übersichtlichen Rahmen.
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SST
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Verlängerung Linie 408: Radlerbusse Cochem-Prüm-St. Vith

Beitrag von SST »

Das "Problem" Fahrräder nach Prüm zu befördern, liesse sich übrigens noch einfacher und kostengünstiger verwirklichen: einfach einen Kurs des Radlerbusses von St. Vith bis Gerolstein verlängern. Ich bin mir recht sicher, dass das die Firma André professionell und schnell umsetzen könnte. Der Fahrplan könnte dann so aussehen:

Samstag & Sonntag in der Radlersaison:

St. Vith ab 11.05 Vorhandene Linie 408 mit Fahrradbeförderung
Prüm an 11.40
Gerolstein an 12.10 Weiterführung der vorhandenen Linie

Gerolstein ab 13.15 Vorhandene Linie 500 mit Fahrradbeförderung
Cochem an 14.52

Cochem ab 11.08 Vorhandene Linie 500 mit Fahrradbeförderung
Gerolstein an 12.44

Gerolstein ab 13.10 Rückleistung der Verlängerung aus St. Vith
Prüm an 13.35

Prüm ab 16.00 Vorhandene Linie 408 mit Fahrradbeförderung
St. Vith an 17.05

Analog könnte natürlich auch der zweite Kurs aus St. Vith verlängert werden.
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SST
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Radlerbusse Gerolstein - Prüm

Beitrag von SST »

Bei Verlängerung beider Kurse der Linie 408 Prüm-St. Vith würde man z.B. folgende Radlerbuspaare fahren können:

Prüm ab 11.45
Gerolstein an 12.10

Gerolstein ab 13.10 oder alternativ bereits ab um 12.20
Prüm an 13.35 oder alternativ bereits an um 12.45

Prüm ab 17.45
Gerolstein an 18.10

Gerolstein ab 18.20
Prüm an 18.45

Die zusätzlichen Kosten wären äussert gering, da mit dieser Lösung dann sonntags die Fahrten 0411-051/052 und 0411-077/072 m.E. entfallen könnten.
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Heiner Schwarz
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Betriebskosten eines Radweges ...

Beitrag von Heiner Schwarz »

... also, im Land unter der Schwanzquaste des bergischen Miezchens wurde ja die eine oder andere Bahnstrecke in einen Radweg verwandelt ...

Nun, die Förderung ist ausgelaufen und nun muss eine Bettungsreinigung erfolgen. Und dabei können wir beobachten:

http://www.rundschau-online.de/html/art ... 9812.shtml

Will heißen, dass man bei einem Radweg nicht nur die Investitions- sondern auch die Betriebskosten berücksichtigen sollte ...

Und Heiners liebste Radwege sind die mit Bahnstationen am Anfang, am Ende und am Besten auch noch elaans ....
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SST
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Re: "Fakten-Check"

Beitrag von SST »

Interessanter Artikel. Dankeschön.

Ich war gerade gestern mal wieder im Bereich Prüm-Willwerath spazieren und habe ein paar wenige Fotos gemacht. Vielleicht stelle ich mal demnächst einige ein - falls es interessiert (aber vermutlich ist den meisten hier im Forum die Ecke eh bekannt).

Insbesondere im Waldgebiet Willwerath-Gondelsheim ist die Strecke inzwischen schon mit vielen hübschen Bäumchen zugewachsen und ich kann es mir nur schwer vorstellen, dass dort eine große "Rodungsaktion" stattfinden soll, die ehemalige Bahntrasse zugeteert werden soll und dann auch noch regelmässig gepflegt werden soll - da es mitten im Wald natürlich immer viel zu "reinigen" gibt, wenn es ein attraktiv befahrbarer Radweg sein sollte.

Die K171 - die ohnehin kaum befahren ist - würde da aus meiner Sicht in dem Abschnitt vollkommen ausreichen. Es muß ja auch nicht jeder Radweg für an den Straßenverkehr noch gar nicht gewöhnte 5jährige ausgebaut werden :wink: .
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Holger Lersch
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Re: Betriebskosten eines Radweges ...

Beitrag von Holger Lersch »

http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1304633529812.shtml hat geschrieben:Hierzu gab es ein Angebot der Firma Alba Städtereinigung mit einem Pauschalpreis von 1332 Euro. Zunächst ging der Verwaltung davon aus, dass dieser Preis ein Jahrespreis sei.
Koestlich, 8x 24 Kilometer Weg reinigen fuer 1300 Euro. Welt- oder eher Wirtschaftsfremde Erwartungshaltung :)
--
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