Der „Talent“ geht in Rente

[mcbain]

Die Koelnische Rundschau berichtet:

RHEIN-SIEG-KREIS / BONN - Was lange währt, kann jetzt bei der Voreifelbahn Bonn-Euskirchen mit Bad Münstereifel in einen furiosen Endspurt münden. Bei diesem Fazit haben alle Vertreter der Nahverkehr Rheinland (NVR) und der Deutschen Bahn (DB) im Rheinbacher Ratssaal genickt: Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2013 rollt die Voreifelbahn mit neuen Fahrzeugen und bis zu 50 Prozent mehr Sitzplätzen, hält an vier neuen, zusätzlichen Haltepunkten und verkehrt abends regelmäßig länger, bringt also künftig auch Kino- oder Theaterbesucher noch nach Hause. Im Bahnhof Euskirchen werden ab Ende 2013 die Umsteige-Anschlüsse in die Richtungen Köln und Gerolstein / Trier und umgekehrt verbessert.

Die Verkehrsexperten aus Rhein-Sieg-Kreistag und Ratsfraktionen der Anliegergemeinden im Kreis nahmen das aus mehrjähriger Erfahrung nicht nur zur Kenntnis, sondern fragten nach. NVR-Geschäftsführer Hans Joachim Sistenich und die Experten der DB bekräftigten: Der Ausbauplan steht fest, und nur wenn alle Komponenten im Dezember 2013 passgenau zusammengefügt werden, kann der „auf Kante genähte“ Fahrplan 2013 auch funktionieren. DB-Sprecher Udo Kampschulte versprach: „Mit etwas weniger Fahrzeugen bieten wir mehr Sitzplätze!“

Dafür wird es einen Generationensprung bei den Fahrzeugen geben: Wo heute noch „Silberlinge“ hinter eine Diesellok der historischen Baureihe V218 gespannt, Fuhrpark- und Fahrplanlücken schließen, wird auch der heute noch moderne „Talent“-Dieselleichttriebwagen aufs Altenteil geschickt: „Alstom Coradia Lint“ heißen die komplett neuen Fahrzeuge des französischen Herstellers, die in zwei Varianten 180 („Lint 54“) und 300 Sitzplätze („Lint 81“) anbieten. Je ein Triebwagen beider Baureihen zusammengekoppelt, so bietet der künftig längstmögliche Zug 480 Sitzplätze an 170-Meter-Bahnsteigen an. Drei aneinandergehängte Talent-Triebwagen bringen es heute auf bis zu 320 Sitzplätze.

Die spurtstarken und in der Spitze mit 140 Stundenkilometern schnelleren „Lint“-Triebwagen schaffen, knapp kalkuliert, vier Haltepunkte mehr in der gleichen Fahrplanzeit wie bisher: „Bonn-Endenich-Nord“ (bisheriger Arbeitstitel „Auf dem Hügel“) und „Bonn-Helmholtzstraße“ sowie „Alfter-Impekoven“ und „Rheinbach-Römerkanal“ (bisher „Rheinbach-Ost“) im Rhein-Sieg-Kreis.

Ausgebaut werden die Haltepunkte „Kottenforst“, „Meckenheim-Industriepark“, „Meckenheim“, „Rheinbach“ und „Odendorf“. Während „Kottenforst“ weiterhin nur sonntags fahrplanmäßig bedient wird, bleibt „Euskirchen Zuckerfabrik“ auch künftig generell Bedarfshaltepunkt.

Rhein-Sieg-Kreis und Nahverkehr Rheinland (NVR) hatten zum Informationsaustausch über den aktuellen Stand geladen. Kreisdezernent Michael Jaeger moderierte im Himmeroder Hof, während NVR-Geschäftsführer Sistenich für den Verbund neben den anderen DB-Experten den aktuellen Planungsstand („Betriebskonzept 12 / 2013“) referierte. Die Reihe dieser aktuellen Informationsveranstaltungen - gemeinsames Motto: „Schulterschluss aller Gemeinden mit Kreis und NVR“ - über die Ausbau-Fortschritte auf der Trasse soll fortgesetzt werden.

Ich wusste gar nicht das drei 644 nur 320 Sitzplaetze haben ...

[Talent78]

Die Koelnische Rundschau berichtet:

RHEIN-SIEG-KREIS / BONN - ...„Alstom Coradia Lint“...die in zwei Varianten 180 („Lint 54“) und 300 Sitzplätze („Lint 81“) anbieten. Je ein Triebwagen beider Baureihen zusammengekoppelt, so bietet der künftig längstmögliche Zug 480 Sitzplätze an 170-Meter-Bahnsteigen an. Drei aneinandergehängte Talent-Triebwagen bringen es heute auf bis zu 320 Sitzplätze.

Ich wusste gar nicht das drei 644 nur 320 Sitzplaetze haben ...

Das stimmt, das sollte 2*644 sein.
Der Vorteil ist jawohl gerade, dass eben weiterhin keine 3-fach-Traktion auf der RB23 benötigt werden wird, dass ein Lint 81 schon fast 2*644 entspricht und mit dem Lint 54 deutlich mehr Plätze bietet. Oder bin ich wieder völlig daneben?

Im übrigen gefallen mir die ersten Ankündigungen der neuen Fahrzeuge sehr gut: der große Lint hat schon richtiges "Hauptbahn-Format" und die Bauweise mit vollwertigen Drehgestellen an allen Wagenenden ist doch besser bez. Haltbarkeit, Fahrkomfort usw. Auch den Grundgedanken, auf ein paar Türen zu verzichten (nur gegenüber dem 644, nicht gegenüber ähnlich aufgeteilten Fahrzeugen wie 425, 460,..) und dafür den Fahrgastwechsel (endlich) durch ein ausreichendes Platzangebot zu beschleunigen, halte ich für gut und für eine logische Konsequenz aus den Erfahrungen mit der Auslastung der 644 in den Nachfragespitzen. Da haben doch Leute mal nachgedacht. Mögen sie es auch hinsichtlich Sitzkomfort und "Plastikambiente" getan haben, dann wäre ich zufrieden.

Alstom sollte auch mit den 640/648 schon genügend Erfahrungen in größeren Stückzahlen gemacht haben, dass das meiste vielleicht, hoffentlich, teuteuteu zur Betriebsaufnahme funktionieren wird.

Die Erwartungen sind sicherlich hoch. Wieder bekommen wir Fahrzeuge, die es sonst noch wonirgends gibt und die speziellen Anforderungen genügen sollen.

[mediapark]

Mal schauen, wie pünktlich die neuen Züge fertigwerden... Bei Alstom ist das Betriebsklima derzeit wohl nicht so gut...

Die letzte Lint-Generation 648.4 in Schleswig-Holstein ist vor ein paar Wochen mit Pannen gestartet. Schon 2010 hat es auch größere Probleme mit der vorherigen Bauserie 648.3 gegeben. Und die sollten eigentlich die "recht störungsanfällige" Lint-Baureihe 648.0 ablösen. Die waren schonmal 2004 in die Schlagzeilen geraten, weil Alstom da wohl wissentlich eine Fehlkonstruktion ausgeliefert hat...

Da mussten also regelmäßig die Fahrgäste ausbaden, dass der Hersteller schlechte Qualität geliefert hat (bzw. dass die Besteller schlechte Qualität geordert haben). Bleibt abzuwarten, ob Alstom bei der Lint-Serie für die Eifel daraus lernt, und ob der Besteller NVR diesmal vorgesorgt hat und im Vertrag Entschädigungen für den Ausfall von Zügen vereinbart hat, die die DB Regio zwingen, eine Mindestqualität einzuhalten.

[Talent78]

Das stimmt, diese Pannen sind mir auch bekannt.
Z.B. die betroffenen Türen werden aber von Zulieferern hergetellt; der betreffende wurde wohl auch gewechselt. Und mal ehrlich: es gibt wenige Neufahrzeuge, die völlig ohne Mängel und gleichzeitig pünktlich gestartet sind. Gemessen an dieser wenig erfreulichen neuen Eisenbahnrealität und demgegenüber der Anzahl der "Linte", die inzwischen - bei DB und Privaten - insgesamt laufen, habe ich jedoch Hoffnung. Zumindest ist diese Wahl eindeutig das kleinere denkbare Übel, nachdem sich u.a. der Talent 2 praktisch durch die "0%-Erfolge" der E-Version selbst schon aus dem Rennen gekegelt hatte.
Ich gebe dir aber recht, dass auch Alstom seine Hausaufgaben wird besser machen müssen als bisher.