Warten in Mayen-Ost...

[M&M]

Hallo,

woher kommt eigentlich derzeit die massive Unpünktlichkeit der Züge zwischen Andernach, Mayen und Kaisersesch?

Ich meine nicht den Dauer-Ärger mit Fahrtausfall wegen Fahrzeugmangel, der ja auch ein Thema für sich ist... Und ich meine die Frage ernsthaft, weil ich darüber noch nichts gelesen habe, aber in letzter Zeit häufig auf der Strecke unterwegs war und kein einziges Mal pünktlich. Dabei habe ich diese Verkehre in der Vergangenheit immer als zuverlässig und pünktlich erlebt. Selten mal ein paar Minuten Verspätung, die dann aber auch teilweise wieder aufgeholt wurden.

Dagegen als Beispiel von heute: RB 12:29 Uhr ab Kaisersesch kommt schon einige Minuten verspätet aus Mayen, holt nach schneller Wende wieder auf und ist fast pünktlich für Abfahrt 12:57 Uhr in Mayen-Ost, wo dann aber 10 Minuten auf einen verspäteten Gegenzug gewartet werden soll. Daraus werden dann am Ende sogar fast 15 Minuten...

Neulich abends in Mayen-Ost als weiteres Beispiel, wie die Verspätungen derzeit durchgereicht werden: Triebwagen aus Limburg wartet ewig auf Ankunft des verspäteten Triebwagen aus Kaisersesch, um auf das andere Gleis umsetzen zu können, sodass Triebwagen nach Kaisersesch in der Einfahrt hängt und am Ende auch fast 15 Minuten Verspätung hat.

Gab es da zwischenzeitlich Fahrplan- oder Umlaufänderungen, die nicht richtig funktionieren? Baustellenbedingte Langsamfahrstellen? Oder wo hakt es?

Gruß M&M

[Matty]

Das Problem liegt auf der Rheinstrecke. Durch diverse Baustellen sind am Rhein die Züge verspätet und die Züge von und nach Limburg Andernach bekommen die Verspätung vom RE 5 oder der RB 26 die sie dann nach Mayen mitnehmen.
Schöne Grüße von der Mosel
Mathias

[M&M]

Hallo Mathias,

danke für den Erklärungsversuch. Aber ich verstehe noch nicht, warum die Strecke so abhängig von der verspäteten Rheinschiene ist... Wegen den über Andernach hinaus durchgebundenen Züge von/in Richtung Koblenz, die dann in Andernach oder Koblenz auf die Seite genommen werden? Der Pendel Andernach - Kaisersesch müsste ja eigentlich ansonsten relativ autark vom Betriebsgeschehen auf der Rheinschiene zuverlässig laufen können.

Gruß M&M

[jwiessner]

Wie an so vielen Strecken, so wurde auch zwischen Andernach und Kaisersesch die Infrastruktur auf das für einen "normalen" Betrieb notwendige Minimum zurückgebaut. Sobald es zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommt, funktioniert das ganze System nicht mehr. Es gibt verschiedene "Schrauben", an denen man drehen könnte, um das ganze zu verbessern:

• Erhöhung der Streckengeschwindigkeit zwischen Andernach und Mendig, durch Anpassung der Einschaltstrecken an den BÜ
• Gleichzeitige Einfahrt in Mendig
• Kreuzungsmöglichkeit zwischem Mendig und Mayen (z.b. Kottenheim)
• Drittes Gleis in Mayen
• Technische Sicherung von zwei BÜ hinter Mayen West (Langsamfahrstellen mit 20 km/h)
• Kreuzungsmöglichkeit in Monreal

Gruß
Jens

[Rolf]

Mehdorn hat ganze Arbeit geleistet. Aber es war ja der Auftrag der rotgrünen Bundesregierung Schröder, die Bahn für den Börsengang "fit zu machen". Der damalige Kahlschlag ist kaum mehr wieder gut zu machen, denn die meisten Flächen wurden ja verkauft. Die Vorschläge von Jens sind daher absolut sinnvoll und sollten für eine ehrliche Verkehrswende auch umgesetzt werden. Ob der notwendige Platz dafür allerdings (noch) vorhanden ist, weiß er besser als ich.

[M&M]

Mehdorn hat ganze Arbeit geleistet. Aber es war ja der Auftrag der rotgrünen Bundesregierung Schröder, die Bahn für den Börsengang "fit zu machen". Der damalige Kahlschlag ist kaum mehr wieder gut zu machen, denn die meisten Flächen wurden ja verkauft. Die Vorschläge von Jens sind daher absolut sinnvoll und sollten für eine ehrliche Verkehrswende auch umgesetzt werden. Ob der notwendige Platz dafür allerdings (noch) vorhanden ist, weiß er besser als ich.

Das ist betreffend des Rückbaus der Eifelquerbahn eine Mehdorn-Mär, welche hier erzählt wird. Als die Eifelquerbahn "rationalisiert" wurde für ein "betriebswirtschaftlich optimales Netz" hat noch niemand an einen Mehdorn gedacht, denn da gab es noch die "gute, alte Bundesbahn".

Das Kreuzungsgleis in Monreal wurde irgendwann Ende 1980er Jahre, spätestens Anfang 1990er Jahre zurückgebaut (weiß jemand das genaue Datum?)

Das "dritte Gleis" in Mayen-Ost gab es mit dem alten Hausbahnsteig am EG - aufgegeben etwa Anfang 1990er Jahre (weiß jemand das genaue Datum?)

Personenverkehr nach Monreal war schon stilllgelegt, als die Bahn AG gegründet wurde und später Mehdorn berufen wurde. In Mehdorn`s Amtszeit fiel vielmehr die Reaktivierung (ohne, dass ich hiermit einen Zusammenhang unterstellen möchte!), nachdem die Bundesbahn da schon all die technischen Sicherungen von BÜ`s westlich Mayen-Ost mit entsprechendem Bedarf nicht mehr umgesetzt hatte (man denke nur an Laubach oder Boverath, wo man lieber für die letzten Jahre stationäres Personal bezahlt hat statt noch zu investieren).

Der Niedergang der Eifelquerbahn hatte nichts mit Mehdorn, Schröder, rot oder grün zu tun.

Davon unabhängig: Mal ganz ehrlich, wenn man sich heute in Mayen-Ost umsieht, ist da demgegenüber selbst vor 10 Jahren noch viel mehr "Eisenbahn" gewesen, was jetzt erst innerhalb weniger Jahre mit hohen öffentlichen Fördermitteln "modernisiert" wurde.

Zuletzt zurück zum Anfang des Threads: Wenn die Verkehre allein durch den Laufweg über die Rheinschiene derart unzuverlässig geworden sind, wäre eigentlich die einzig logische Konsequenz auf die Durchbindung über Andernach bis Limburg so lange zu verzichten, wie es offenbar betrieblich nicht funktioniert und von ambitionierten Schreibtisch-Fahrplänen auf einen wenigstens zuverlässigen Pendelverkehr zwischen Andernach und Kaisersesch zurückzukehren - so bedauerlich es auch wäre. Fahrpläne, die nicht gefahren werden können, bringen aber nix außer Frust, den sich das Bahnpersonal in Mayen-Ost dann leider anhören darf, wenn der Triebwagen da locker mal 15 Minuten auf Weiterfahrt wartet.

Gruß M&M

[Rolf]

Das ist betreffend des Rückbaus der Eifelquerbahn eine Mehdorn-Mär, welche hier erzählt wird.

Dass schon in Zeiten der Bundeshahn kräftig gespart und rückgebaut wurde, und besonders in der Eifel, ist doch völlig unbestritten. Trotzdem war es Mehdorn, der den Sparwahn im Auftrag der Bundesregierung auf die Spitze getrieben hat, um die Bahn an die Börse zu bringen. Das Bahnnetz ist über Jahrzehnte reduziert und, so weit noch vorhanden, auf minimale Ausstattung "verschlankt" worden, so dass daraus umso mehr Verspätungen resultieren. Bis auf vage Absichtserklärungen und einige wenige Ausnahmen (in der Vor-Eifel fällt nur die Reaktivierung der Bördebahn positiv auf) hat sich wenig geändert. Statt Abbau und Umwandlung in Fahrradwege, was es vor einigen Jahren noch große Mode war, wird die verbliebene Infrastruktur heutzutage öfter einfach liegengelassen und verrottet, so wie die westliche Eifelquerbahn. Eine grundlegende Verkehrswende ist nicht erfolgt, und die nun getätigten Investitionen gehen vorrangig in den Erhalt des maroden Restbestandes. In nachrangige Strecken wie die östliche Eifelquerbahn wird aber sicher kein Geld fließen, etwa um (zweifellos sinnvolle) zusätzliche Kreuzungsgleise zu finanzieren, so hilfreich es auch wäre, um Verspätungen zu reduzieren. Es wird in der Fläche beim Infrastruktur-Minimalprogramm bleiben, zumal das Geld knapp geworden ist. Die guten Zeiten mit niedrigsten Zinsen sind nicht genutzt worden, um die Infrastruktur zu verbessern, und jetzt sieht es auf absehbare Zeit noch schlechter aus. Leider!

[M&M]

Problem vorerst erfolgreich gelöst:

https://bauinfos.deutschebahn.com/linie ... -Andernach

Es sind Sommerferien in RLP und die Busunternehmer freuen sich über Mehrverkehre

Gruß M&M

[jwiessner]

Manchmal lohnt es sich in Mayen zu warten:


V200 kurz vor Mayen - 06. August 2024


V200 mit Messzug in Mayen Ost - 06. August 2024

[eifelhero]

Schick!
Von Gerolstein aus die große Ehrenrunde Richtung Kalscheuren und dann am Rhein vorbei?

[reinout]

Nette Bilder. Blau + rot + gelb + grün. Farbenfroheit

Reinout

[Rolf]

Heute sollte die RB 38 erstmals nach der Sanierung wieder bis Kaisersesch fahren. Also wollte ich meinen freien Tag entsprechend nutzen und bin früh von Bonn nach Andernach gefahren. Dann begann das Abenteuer. Kein Zug am Gleis 24. Stattdessen zeigte die App Gleis 3 an, was ich aber nicht glauben konnte, weil es derzeit als Durchfahrtsgleis fungiert. Mit 15 Minuten Verspätung kam der Zug dann doch rein, auf Gleis 24, und fuhr umgehend zurück, sodass ich der einzige Fahrgast war. Die anderen standen an Gleis 3. Eine Ansage dazu gab es nicht, wohl aber den Hinweis auf das Rauchverbot. Der Zug endete dann außerplanmäßig in Mayen Ost, und daher habe ich fast eine Stunde in Mayen Ost auf den nächsten Zug gewartet, da mir der freundliche Tf in Mayen Hoffnung gemacht hatte, dass der nächste Zug fährt. Dem war aber nicht so. Nach einer knappen Stunde wurde dieser ebenfalls verspätete Zug außerplanmäßig in Mayen Ost gewendet. Also habe ich es aufgegeben und bin mit dem Fahrrad ab Mayen zu meinem Tagesziel Pulvermaar gefahren, wo ich mich in dem schönen Gewässer endlich abkühlen konnte. Kurzum, ein fulminanter Fehlstart der DB Regio in Zusammenarbeit mit DB Netz und sonstigen Akteuren, die dabei ihre Finger im Spiel haben. Mit diesem "Service" bekommt man noch den letzten Fahrgast vergrault. Zum Trost war die Rückfahrt ab Bullay dann geradezu eine Wohltat. Die genutzten Züge hatten nur 5-10 Minuten Verspätung und ich bin mit nur 10 Minuten Verspätung in Bonn angekommen. Also quasi pünktlich. Hurra!