Prüm - Pronsfeld scheint jetzt wohl verloren zu sein ....

Gerolstein - Prüm [-Pronsfeld - Bleialf - St.Vith]
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Holger Lersch
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Beitrag von Holger Lersch »

Erster Spatenstich für grenzüberschreitendes Projekt: 36 Kilometer werden ausgebaut

Ab 2007 Pedaletreten auf dem Radweg Prüm-St. Vith
Steinebrück/Prüm/St.Vith


Es wäre Romantik pur gewesen, wenn nicht just zum historischen ersten Spatenstich für den Radweg Prüm-St. Vith an der deutsch-belgischen Grenze bei Steinebrück plötzlich der Regen eingesetzt hätte. Gelb-leuchtender Laubwald, idyllisches Ourtal zwischen Ihren und Urb, und weit und breit beschauliche Ruhe Welche Bedeutung Radwegenetze in Rheinland-Pfalz haben, zeigt, dass eigens aus dem entfernten Mainz der Staatssekretär im Verkehrsministerium Günter Eymael - wenn auch nicht per Drahtesel, sondern per Auto - angereist war. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, Aloysius Söhngen, ging jedenfalls in seiner Begrüßungsansprache auf die Möglichkeit ein, in den nächsten Jahren St.

Vith von Mainz aus über einen Radweg zu erreichen. Auch wenn es ein langer Planungsweg gewesen sei, so stehe man jetzt kurz davor, durch dieses EU-Interreg-geförderte Projekt eine Verbindung über die Grenzen zu schlagen: »Am 10. Oktober ist es mit der Bauunternehmung Köppen los gegangen und August/September nächsten Jahres wird man in die zweite Bauphase treten, um dann endgültig im Frühjahr 2007 freie Fahrt für den naturnahen Tourismus zu haben.«

Rund 2,6 Mio. Euro

Immerhin, für die 36 km Strecke - überwiegend auf der stillgelegten Bahntrasse Prüm - St. Vith - werden rund 2,6 Mio. Euro bewegt. »Auf belgischer Seite werden fünf Kilometer von Steinebrück bis Neidingen neu gebaut und die bereits vorhandenen, restlichen fünf Kilometer zwischen Neidingen und St. Vith werden modernisiert«, so Staatssekretär Eymael. Die Hälfte der Kosten wird über das Programm Interreg IIIA von der Europäischen Union geschultert. Rund 700 000 Euro trägt die VG Prüm, rund 400 000 Euro Rheinland-Pfalz und rund 200 000 Euro die Wallonische Region, während ein kleiner Betrag auch auf die Stadt St. Vith zukommt.

Ein Gutes hatte aber auch der Regen: Die Reden, die vom Musikverein Edelweiß Winterspelt eingerahmt wurden, blieben kurz. St. Viths Bürgermeister Christian Krings erinnerte, drei Kilometer vom ostbelgischen Bahnhof Lommersweiler entfernt, an die alte Bahnstrecke, die 1888 als Vennbahn eröffnet worden war. »Fünfzig 50 Güterzüge täglich brachten hier Aufschwung in die Eifel und verhinderten Hungersnot und Auswanderung«.

Investitionen

So spannte er auch einen Bogen vom Radwandern zu den Sektoren Tourismus und Wirtschaft: »Ich hoffe auch hier auf eine günstige Entwicklung.« Krings hob besonders die gute und problemlose Zusammenarbeit über die Grenze hinweg hervor - besonders beim Erstellen des Interreg-Antrages für das Radwege-Projekt.

»Seit 1999 hat sich beim Ausbau des großräumigen Radwegenetzes im Landkreis Bitburg-Prüm viel bewegt«, so für den Träger der Maßnahme Landrat Roger Graef gegenüber dem Grenz-Echo. Immerhin konnten mit großzügiger Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz acht Mio Euro in 100 km Radwege investiert weden. »Es ist sehr viel geschehen, und mit dem heutigen Spatenstich schaffen wir in eineinhalb Jahren, wenn der Radweg vollendet ist, eine Anbindung des rheinland-pfälzischen Radwegenetzes an das belgische.«

Immer näher

Die beiden Bürgermeister von Prüm und St. Vith, Mathilde Weinandy und Christian Krings, waren sich dann auch einig: »Wir rücken immer näher zusammen. Nach A 60, GLS-Comisa und EVBK nun auch auf dem Tourismussektor bald mit einem durchgehenden Radweg. Wir können uns dann gegenseitig besuchen und gemeinsam Kaffee trinken oder uns auch auf halber Strecke in Bleialf oder Pronsfeld treffen«.

Von ostbelgischer Seite nahmen am ersten Spatenstich in Steinebrück ferner der Regionalabgeordnete Herbert Grommes, auch Stadtratsmitglied in St.Vith, Tourismusschöffe Leo Kreins und der Leiter des Straßenbauamtes St.Vith, Raymund Fux, teil.

Quelle: http://www.netecho.info/schlagzeilen/ru ... 76BCA82%7D
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Bei diesem "Sülzartikel" bekommt man echt einen roten Kopf!!!

Demnach hat ja 1km Radweg 80000€ gekostet...! Stolzer Preis. Dieser Kilometer hätte umgerechnet die Oleftalbahn für weitere zwei Jahre am Leben gehalten.
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Mercator
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Beitrag von Mercator »

Analog dazu - der Pressebericht des „Trierischen Volksfreund“, 25.10.2005

Mit dem Rad durchs "Paradies"

Gelebtes Europa: Spatenstich für den Radweg zwischen Prüm und St. Vith – 2,6 Millionen Euro Gesamtkosten

WINTERSPELT/STEINEBRÜCK. Belgier und Deutsche werden sich demnächst auch mit dem Rad bequem besuchen können. Politiker beider Länder gaben am Montag per Spatenstich den Weg frei zum Bau des Radwegs von Prüm nach St. Vith.

Bevor der Musikverein Winterspelt die Europa-Hymne intonierte, bezeichnete Prüms Bürgermeister Aloysius Söhngen den Tag als "ein gutes Stück europäischer Verbindung". Der Verwaltungschef erinnerte an die frühere Bedeutung dieses Areals, welches den Preußen als militärisches Aufmarschgebiet gedient habe. "Gut, dass nun die Eisenbahnschienen weg sind und wir so neue Verbindungen zwischen den Menschen schaffen können", hob Söhngen hervor, der dem Land Rheinland-Pfalz für die finanzielle Unterstützung dankte.
Auf der überwiegend stillgelegten Bahntrasse werden nun nicht nur rund 36 Kilometer Radweg neu angelegt beziehungsweise modernisiert; auch das Umfeld wird mit Rastplätzen und Wegweisern zeitgemäß ausgestattet. Der Bau der rund 26 Kilometer auf deutscher Seite von Prüm bis Steinebrück wird gemeinsam vom Kreis Bitburg-Prüm, der VG Prüm und dem Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) Gerolstein realisiert. Auf belgischer Seite kommen rund fünf Kilometer von Steinebrück bis Neidingen hinzu, die bereits vorhandenen restlichen fünf Kilometer zwischen Neidingen und St. Vith werden modernisiert.
Von den rund 2,6 Millionen Euro Gesamtkosten wird die Hälfte von der Europäischen Union über das Programm Interreg III A gefördert, rund 700 000 Euro trägt die Verbandsgemeinde Prüm. Die verbleibenden rund 600 000 Euro sind Zuschüsse von Rheinland-Pfalz (0,4 Millionen Euro) und der belgischen Region Wallonien (0,2 Millionen Euro). In den Kosten ist die Instandsetzung mehrerer Brücken enthalten.
Trotz Nieselregens gab sich Staatssekretär Eymael bester Laune. Dieses Geld sei hervorragend angelegt, betonte der Politiker, denn schließlich sei nachgewiesen, dass der Radtourist rund 30 Prozent mehr ausgebe als andere Gäste. Die Eifel-Landschaft an der (ehemaligen) deutsch-belgischen Grenze bezeichnete Eymael als "das Paradies auf Erden", das man sicher kaum aushalten könne, wenn auch noch die Sonne scheine.
Graef: Radweg alleine reicht nicht
"Ich bin glücklich, dass wir heute den Spatenstich machen", sagte St. Viths Rathauschef Christian Krings. Trotz knapper Finanzmittel und großer Anstrengungen werde das Projekt nun endlich verwirklicht. Krings lobte das Projekt nicht nur als eine weitere Attraktion für den Tourismus in beiden Ländern, sondern auch als Möglichkeit der besseren Begegnung.
In diese Kerbe hieb auch Landrat Roger Graef: "Dem großen Europa ist der Atem ausgegangen, das kleine Europa ist sehr lebendig", hob der Kreischef hervor und erinnerte in einem Atemzug daran, dass der Kreis Bitburg-Prüm seit 1999 insgesamt rund acht Millionen Euro in den Radwegebau investiert habe. Auch Roger Graef lobte das grenzüberschreitende Projekt, warnte aber gleichzeitig: "Der Bau alleine reicht nicht." Es müssten weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die Region auf touristischer Ebene nachhaltig zu erschließen und voran zu bringen.

Ende des Pressetextes
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Mercator
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Ortstermin

Beitrag von Mercator »

Der o.g. "Spatenstich" hat mich dazu bewogen, mir vor Ort ein Bild der Radwege-Arbeiten auf der belgischen Seite zu machen: Tatort ist der ehemalige Eisenbahnknotenpunkt Lommersweiler: Hier hat man den ersterbauten (und damit älteren) der beiden Tunnel mit einem verdichteten Asphaltrecyclingbelag ausgestattet, nachdem die Mauern, die den Tunnelmund jahrelang verschlossen haben, an den Portalen abgebrochen wurden. Der Tunnel macht trotz seiner 117 Jahre gerade im Inneren dem ersten Anschein nach einen erstaunlich guten Eindruck; es sind kaum Feuchtigkeitsdurchfrüche zu erkennen.

Bild

Das Foto vom 27.10.05 zeigt die beiden Tunnelportale bei Lommersweiler, im Vordergrund sind die zweibogigen Brücken über die Braunlauf zu erahnen

Mit dem alten, wohl noch aus Preußens Zeiten stemmenden Original-Brückengeländer ist man allerdings wenig zimperlich umgegangen – ein Teil liegt noch zerstört und verbogen am Weg. Wenn man der freigelegten und ebenfalls bereits befestigten Trasse in Richtung Neidingen (-> St. Vith) folgt, stösst man immer wieder noch auf Hindernisse: Die zahlreichen Brücken über den idyllischen Bach Braunlauf sind nicht mehr vorhanden, teilweise können (oder besser müssen) waghalsige Stegkonstruktionen „auf eigene Gefahr“ genutzt werden. Dennoch ist hier aus diesem Grunde an eine Radwanderung noch nicht zu denken (oder nur mit geländegängiger „Vollausrüstung“).

Der Gemeinderat von St. Vith berät zur Zeit den Bau dieser Brücken, es soll eine Aluminiumkonstruktion im Gespräch sein!

Bild

Die Windungen der Braunlauf vor dem alten, "neu entdeckten" Bahndamm zwischen Lommersweiler und Neidingen am 27.10.2005

Die unberührte, wildromantische Grenz-Landschaft zeigt sich in der Oktobersonne von ihrer nach meinem Empfinden schönsten Seite, der süssliche Duft frisch geschlagenen Holzes vermischt sich mit dem modrigen Fäulnisgeruch des Herbstlaubes... Da ist es schon fast wieder schade, dass bald wieder Touristenströme per Velo dieses Kleinod unsicher machen. :wink:

Die jüngere Tunnelröhre (erbaut 1908) ist nach wie vor bis zur Hälfte zugemauert. Warum dieser Tunnel nicht für die Durchführung des Radweges genutzt wurde, zeigt sich dem neugierigen Betrachter beim Blick durch ein vorhandenes Loch im Mauerwerk: Unmittelbar nach ein paar Metern ist die Tunnelwand rechts offensichtlich auf mehrere Meter aufgebrochen, das gelöste Material versperrt den weiteren Blick.

Dieser zweite Tunnel wurde für das zweite Streckengleis gebaut, das aufgrund des hohen Güteraufkommens damals (täglich alleine ca. 80 Güterzüge!) notwendig wurde.

Der in der anderen Richtung weiter vorhandene, 386 m lange Tunnel bei Hemmeres (–> Rtg. Reuland) – ist übrigens seit ein paar Jahren an beiden Portalen komplett zugemauert, versehen mit je einer Revisionsöffnung und im oberen Drittel Einflugschlitze für Fledermäuse, die hier ungestört leben sollen. (Diese Verbindungsstrecke nach Luxemburg ist bekanntlich wegen der schweren Zerstörungen im WK II durch deutsche Truppen nach dem Krieg nicht mehr hergestellt worden.)

Bei dieser Gelegenheit darf ich nochmals auf die absolut sehenswerte Eisenbahn-Ausstellung im St. Vither Heimatmuseum (ehem. Bahnwärterhaus St. Vith) hinweisen. Neben einer einmaligen Sammlung verschiedener Exponate des Eisenbahn-Alltags sind hier die Bahnhöfe St. Vith, Lommersweiler und Steinebrück in einer beeindruckenden HO-Modelllandschaft nachempfunden - schau mal bei http://www.zvs.be rein!

Schönen Rest-Oktober!

Mercator
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Hey danke Mercator für diese ausführlichen Informationen. Das wußte ich alles noch nicht.

Auch wenn der Radweg teuer ist, werde ich ihn bestimmt öfters mal mit dem Fahrrad befahren und an alte preußische Eisenbahnzeiten zurück denken!
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Mayen West
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Beitrag von Mayen West »

Hat jemand schon Fotos vom aktuellen Zustand des Pronsfeld - Prümer Abschnitt?
Wer was zu lesen hat sollte sich glücklich schätzen, und wer lesen kann ist klar im Vorteil!
Querbahner
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Beitrag von Querbahner »

Hallo T.,

sorry, hab deinen Beitrag jetzt erst gelesen. Hast du bestimmte "Motive" im Auge ? Fotos vom traurigen Zustand der stillgelegten Gleise zwischen Prüm - Pronsfeld (vom Frühjahr 2005) sind natürlich auch vorhanden. Kannst mich ja mal an Querbahner@gmx.de anmailen und ich dir dann zumailen.

Grüße nach Mayen - West

Andreas
Querbahner
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Beitrag von Querbahner »

Noch mal ein hallo,

als Nachtrag zur Diskussion über Radwegekosten und Maare-Mosel-Strecke hab ich letzte Nacht mal einen Blick ins Archiv geworfen: der Maare-Mosel-Radweg soll demnach für 44km rund 9,5 Millionen DM gekostet haben (ursprüngliche Kalkulation waren 8,0 Millionen DM), deren größten Anteil das Land übernahm. 5 Millionen DM kosteten dabei die Sanierungen an den Bauwerken. Interessant aber der Kaufpreis: es waren -449.999 DM! Die Trasse, die ja aber damals auch schon seit Jahren ohne die Gleise war, ging für eins symbolische DM in die Kommunen über, für "unterlassene Unterhaltungsarbeiten" zahlte die Bahn dann noch die 450.000 DM drauf. Da waren noch andere Zeiten...Quelle: Trierischer Volksfreund vom 13. April 1999

Grüße

Andreas
http://mitglied.lycos.de/Eifelquerbahn
Schaffner
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Beitrag von Schaffner »

Weiter oben wird der Bleialfer Tunnel mit seinen Fledermäusen erwähnt. Dazu findet sich unter http://www.achim-bartoschek.de/bahn_rp.htm#RP1_08 der Hinweis, dass dieser umfahren werden muss und seine Wiederöffnung nicht sicher sei, aber Verhandlungen liefen. Ohne den Tunnel muß der Radler einen Scheitelpunkt von 500m ü. NN meistern :cry: ! Es wäre also wohl sehr wichtig diesen wiederzueröffnen. Dabei war dies schließlich auch für genannten Maare-Mosel-Radweg und gelang trotz Fledermaus-Bewohner... !
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Mercator
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Tunnel

Beitrag von Mercator »

Hi,

der Hinweis von Herr Bartoschek ist nach wie vor aktuell. Dies liegt daran, dass man sich nicht entscheiden kann (wie bei der Planung fast aller Strecken vor 100 und mehr Jahren). Die Kaufmannschaft Bleialfs kriegt den Hals nicht voll und will die Radfahrer nicht komplett über die Trasse radeln sehen - denn hier - wie auch so oft - verlief die Bahn nicht durch den Ort und der Bahnhof ist eher abseits - es formierte sich ein Pseudo-Ortsteil Bleialf-Bahnhof (wie auch so oft ...).

Hier ein aktueller (14.11.05) und der zugrunde liegende Bericht (31.08.05) des TV ... noch Fragen...?!


Ein Experte hat das letzte Wort (14.11.2005)

Bleialfer Ratsmitglieder setzen auf professionelle Unterstützung bei der zukünftigen Streckenführung des Radwegs

BLEIALF. Rat geben und Frieden stiften: Ein Experte soll den zerstrittenen Bleialfer Ratsmitgliedern wieder zur Einmütigkeit verhelfen. Nach wie vor sind sie uneins über die geplante Streckenführung des künftigen Radwegs von Prüm nach St. Vith. Der künftige Radweg, der von Prüm über Pronsfeld nach Bleialf und von dort nach St.Vith führen soll, sorgt weiter für Unruhe in der Schneifelgemeinde. Immerhin blieben bei der jüngsten Ortsgemeinderatssitzung alle Fraktionsvertreter am Tisch sitzen. Beim vorigen Mal verließen fünf den Raum und verdonnerten damit den Rat zur Beschlussunfähigkeit (der TV berichtete). Radweg durch Bleialf oder besser drumherum? Das Problem aber lösten die Ratsmitglieder auch in ihrer jüngsten Sitzung nicht. Wieder ging es darum, ob der Radweg um Bleialf herum oder mittendurch führen soll. Dabei kochten die Emotionen hoch. Vor der Sitzung empörte sich Thomas Aigner, Fraktionschef von "Bleialf Aktiv", darüber, dass ein Ratsmitglied sogar anonym bedroht worden sei. Da die Situation schon ziemlich verfahren ist, plädierte Aigner dafür, einen neutralen Experten zu hören. Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen wies darauf hin, dass sich bereits Experten vom Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) über die (richtige) Streckenführung Gedanken gemacht hätten. "Ich bin froh, dass dieser Radweg überhaupt gebaut wird. Keine Gemeinde wird so davon profitieren wie Bleialf", sagte er. An allen Orten führe der Radweg vorbei. In Bleialf soll der Weg nun über den Himmesberg führen, da der Bahntunnel wegen seltener Fledermäuse nicht genutzt werden könne. Vom Radweg aus soll auf die Ortsmitte mit Schildern hingewiesen werden. "Wer von Prüm oder Pronsfeld aus losfährt, wird Bleialf als Ziel nehmen. Die Radfahrer werden nicht an Bleialf vorbeifahren", argumentierte Söhngen. Heidrun Haas von der SPD sorgte sich um die Verkehrssicherheit der Radfahrer, schließlich sei der Himmesberg schwierig zu fahren, zu steil und damit unzumutbar für Familien mit Kindern oder ältere Radfahrer. Worauf Lothar Elsen konterte, dass man nach 20 Kilometern auf dem Rad auch mal zur Abwechslung ein kurzes Stück zu Fuß gehen könnte. Ausschreibung im Dezember Friedhelm Schneider forderte ebenfalls, den Rat eines Fachmanns zu suchen, damit "wir alle unter einen Hut bekommen". Der Meinung war auch Oliver Grunow von "Bleialf Aktiv". Er wolle sich nicht in zehn Jahren vorwerfen lassen, falsch entschieden zu haben. Söhngen schien hingegen deutlich missgestimmt über den Verlauf der Diskussion. Die Arbeiten für den Radweg würden im Dezember ausgeschrieben, sagte er. "Wenn die Bleialfer den Beschluss fassen, die Genehmigung für die beschlossene Streckenführung nicht zu erteilen, wird das ein Thema im Verbandsgemeinderat sein." Alle Ratsmitglieder betonten, sie seien ebenfalls sehr froh, dass dieser Radweg überhaupt gebaut werde. Es gebe aber die Sorge, sich hinsichtlich der Streckenführung eine Chance zu verbauen. Bei der anschließenden Abstimmung entschieden sich neun Ratsmitglieder dafür, einen Experten um Rat zu fragen. Acht stimmten dagegen.


Hereinspaziert – hinausmarschiert (31.08.2005)

Beschlussunfähig: Fünf Bleialfer Ratsherren lassen die Sitzung platzen – Streitpunkt: Der künftige Radweg von Prüm nach St. Vith

BLEIALF. Zank in der Schneifelgemeinde: Fünf Fraktionsvertreter haben am Montagabend die Sitzung des Ortsgemeinderats verlassen und das Rest-Gremium zur Beschlussunfähigkeit verdonnert. Hintergrund: der Streit um den künftigen Radweg. Bleialf am Mittwoch, zwei Tage nach der geplatzten Sitzung: "Es geht nur ums Thema", beteuern beide Seiten. Persönliche Angriffe spielten keine Rolle, heißt es. Und trotzdem geht es im Schneifeldorf zur Sache. Denn "Thema" ist der geplante Radweg auf der alten Bahntrasse zwischen Prüm und St. Vith. Die Daten: 30 Kilometer lang, rund 2,5 Millionen Euro teuer, das meiste durch Fördergeld abgedeckt. Einen Teil des Baus und die spätere Unterhaltung bezahlen die Anrainer-Gemeinden. In Bleialf soll er am Ortsausgang in den Wald führen, vorbei am alten Bahntunnel, der vor allem aus Kostengründen nicht mehr geöffnet und genutzt werden kann. Und genau wegen dieser "Umleitung" streiten sich die Bleialfer: Denn wenn man schon die Trasse verlasse, dann könne man doch die Radtouristen auch durchs Dorf hindurchführen, finden vor allem die Gewerbetreibenden im Rat. Am Montag wurde indessen, auch mit der Stimme von Ortsbürgermeisterin Edith Baur, ein Beschluss gefasst, der nach etlichen Vor-Entscheidungen und langem Hin und Her über die Streckenführung die Radler doch am Dorf vorbeilenkt. Und das brachte einige auf die Palme: Fünf Mann – vier von "Bleialf Aktiv" plus Friedhelm Schneider von der CDU – packten ihre Sachen und machten damit den urlaubsbedingt schwach besetzten Gemeinderat beschlussunfähig. "Ich habe gesagt: Für mich ist der Abend gelaufen, ich stimme über gar nichts mehr ab", berichtet Schneider. Nein, er wolle seiner Bürgermeisterin (und Parteikollegin) nicht an den Karren fahren, immerhin habe sie vom ausgebauten Kinderspielplatz bis zur Friedhofs-Erneuerung schon viel bewegt in ihren ersten zwölf Amtsmonaten. Aber in diesem Punkt liege sie eben falsch. Auch Robert Saxler, der Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins, sieht das so. "Jede auch nur geringste Möglichkeit" müsse genutzt werden, um die Kaufkraft des Dorfs zu stärken, sagt er. Also müsse der Radweg einfach durch die Gemeinde laufen. Thomas Aigner, Fraktionschef von "Bleialf Aktiv" und Gewerbevereins-Vorsitzender, ist der gleichen Meinung: "Wir haben von Anfang an gebeten und gebettelt, dass der Weg durch den Ort führt. Ich sehe nicht ein, dass man mit öffentlichen Mitteln einen Weg baut, der dann am Dorf vorbeilaufen soll." Ständig werde der sanfte Tourismus bemüht – "und wenn er dann möglich wäre, wird es nicht wahrgenommen". Zudem sei der Mensch bequem, ergänzt Schneider: "Der sieht einen geführten Weg und hält sich daran." Von wegen, findet Edith Baur: "Ein Radfahrer, egal welchen Alters und welcher Interessengruppe, wird machen, wozu er Lust hat." Und deshalb garantiert auch nach Bleialf fahren. "Ich kann die Argumente verstehen", sagt die Bürgermeisterin. "Aber nicht die Aufregung." Natürlich, es sei das Recht des Gewerbes, für die Wegführung ins Dorf zu kämpfen. Aber nicht mit solchen Mitteln. Eine Sitzung zu verlassen, das sei starker Tobak: "Wir hatten viele wichtige Dinge, die nicht beschlossen werden konnten." Dafür müsse sie jetzt bei den Bürgern geradestehen. Außerdem: "Es gibt nur Fördergeld, wenn der Weg in Nähe der Trasse bleibt." Zudem sieht sie in der bei der Umleitung vorgesehenen Nutzung von Wirtschaftswegen große Gefahren: Wenn da etwas passiere, werde die Gemeinde zur Verantwortung gezogen. Genug Gründe also, um dagegen zu stimmen. "Ich bin den Bürgern und der Allgemeinheit verpflichtet", sagt Edith Baur. "Und ich kann deshalb keine Interessengemeinschaft bevorzugen."
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Querbahner
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Beitrag von Querbahner »

Hallo,

vor allem einen Spruch finde ich klasse: nach so viel Radfahrerei könne man auch den Berg rauf ruhig mal zu Fuß gehen... - da hat man den Sinn des Radweges verstanden... Das Interesse des Gewerbevereins finde ich durchaus verständlich, aber ein solcher Radweg lebt davon, dass es keine zu großen Steigungen und keine Straßennutzungen gibt. Der Vergleich zum Maare - Mosel - Radweg ist da schon treffend: Tunnel, geringe Steigungen und wenig Straßennutzung machen den Reiz des Radweges aus Dauner Sicht aus. Ohne den Tunnel wäre die Frequentierung deutlich geringer.

Grüße

Andreas
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Mercator
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Beitrag von Mercator »

Das denke ich auch, es ist grundsätzlich sinnvoll, möglichst durchgehend auf der Trasse zu bleiben. Hinweisschilder sollten für die Gastronomie etc. ausreichend sein. Aber darüber sollen sich die Bleialfer Gemeindeväter und -mütter kloppen...

Interessant sind auch die Passagen in den Berichten betr. dem Tunnel - zuerst kann er aus Kostengründen nicht mehr genutzt werden kann, ein anderes Mal wegen der Flattermänner ... Das muss sich zwar nicht unbedingt ausschließen, ist aber irgendwie schon seltsam ...

Beim Nimstalradweg wäre man - meine Meinung - besser beraten gewesen, die Trasse auch konsequenter zu nutzen. Im Bereich Wolsfeld/Alsdorf ist man z. B. mit der Begründung davon abgewichen, dass hier eine Ortsumgehung der B257 gebaut wird, die man mit dem Radweg hätte unter- oder überqueren müssen. Auf ein paar Tausend scheint es aber doch sonst nicht anzukommen...!?! So wird dem Radwanderer zugemutet, die vielbefahrene :evil: Straße ohne Zebrastreifen :!: zu überqueren.

Aber vielmehr hatte wohl das ein oder andere Gemeinderatsmitglied ein Interesse daran, dass ein Feldweg auf diese Weise befestigt wird. Sowas nennt man dann wohl Bauernschläue?
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