[PM-KSTA] Das wohl längste Denkmal der Region

Oleftalbahn (Kall - Hellenthal)
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Holger Lersch
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[PM-KSTA] Das wohl längste Denkmal der Region

Beitrag von Holger Lersch »

Schleiden - Für einige Erregung dürfte ein Schreiben der Bezirksregierung sorgen, welches Anfang der Woche in der Rathäusern in Kall, Schleiden und Hellenthal einging. Demnach setzt Regierungspräsident Hans-Peter Lindlar auf Antrag des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege ein Denkmalschutzverfahren für die gut 17 Kilometer lange Oleftalbahn auf die Schiene. Vor zwei Wochen informierte Lindlar vorab die Bürgermeister anlässlich einer Unterredung in Blankenheim.

Diese Absicht kommt etlichen anderen Plänen heftig in die Quere. So stand die Gemeinde Hellenthal für den bereits stillgelegten Trassenabschnitt von der Gemeindegrenze bei Blumenthal bis Hellenthal vor dem Abschluss eines Kaufvertrages mit der Bahn. Teile der Strecke sollten dann für andere Zwecke genutzt werden.

Auch der oberste Straßenplaner des Kreises Euskirchen, Franz Unterstetter, hatte ganz andere Pläne: Sein Bestreben ging dahin, zumindest in Gemünd-Mauel Teile des alten Schienenstranges für die Verbesserung der Straßenverhältnisse zu nutzen.

Eine Mehrheit des Kaller Gemeinderates plädiert seit Jahren dafür, die Strecke abzureißen. Unter anderem fürchtet man dort, dass durch ein Wiederaufleben des Bahnverkehrs am Bahnübergang an der Aachener Straße endlose Staus auftreten würden. Die Ansichten im Schleidener Stadtrat sind gespalten. Offiziell ist zwar beschlossen, die Strecke möglichst bis Schleiden wieder in Betrieb zu nehmen. Aber wie belastbar dieser Beschluss im Ernstfall wäre, weiß man nicht.

Jubeln wird die „Bahn- und Businitiative Schleidener Tal“, die sich für die Reaktivierung der Strecke stark macht. Der Denkmalschutz spricht natürlich zunächst für einen Erhalt des Denkmals, also auch des Schienenstrangs.

Publik wurde die geplante Unterschutzstellung am Dienstag im Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde Hellenthal. Unter dem unscheinbaren Tagesordnungspunkt „Mitteilungen“ gab Bürgermeister Manfred Ernst den Eingang des Schreibens der Bezirksregierung bekannt. Er habe, so Ernst, sofort um eine Verlängerung der auf den 6. Juli datierten Abgabefrist für eine Stellungnahme nachgesucht. Erst soll sich die Politik mit dem Thema befassen.

Die Gesichter der Gemeinderäte spiegelten ungläubiges Erstaunen bis hin zu purem Entsetzen. Peter Rauw (FDP) warf die Frage auf: „Muss der Eigentümer das Denkmal erhalten?“ Heinz-Bert Weimbs (SPD) fragte sich, „wo genau liegt das Denkmal? Im Gras? Im Eisen?“ Und Altbürgermeister Dr. Armin Haas stöhnte auf: „In welchem Gehirn hat es da »klick« gemacht?“ Manfred Ernst konstatierte schließlich, dass die Gemeinde den Antrag auf „Freistellung von Bahnbetriebszwecken“ beim Eisenbahnbundesamt gestellt habe. Aber „wenn das ein Denkmal wird, werden wir ganz bestimmt nicht kaufen“.

Dem Anschreiben der Bezirksregierung war ein umfangreiches Gutachten von Dr. Walter Buschmann beigefügt, in dem die Denkmaleigenschaft umfangreich begründet wird. Demnach sei die zur Eisenbahnzeit wesentlich dazugehörende Besonderheit der Kleinbahnen anderswo in Westdeutschland nicht mehr nachvollziehbar. Besonders hervorzuheben sei die spektakuläre Ortsdurchfahrt in Olef, wo der Zug über den Dorfplatz rollt. Allenfalls in Ostdeutschland, etwa bei der seit dem G 8-Gipfel weltbekannten Schmalspurbahn Bad Doberan - Kühlungsborn, sei noch eine vergleichbare Situation anzutreffen. Die Oleftalbahn trete demgegenüber hervor, weil sie auf Normalgleisen rolle.

Hervorzuheben seien auch die in den 50er Jahren neu entstandenen Bahnhofsgebäude entlang der Strecke. Für den Bahnhof Blumenthal sei der Architekt Max Schneider überliefert, der im Heimatstil mit heimischem Baumaterial baute, wie es in der Zeit des Nationalsozialismus gefördert wurde. Wörtlich heißt es in dem Gutachten: „Diese Bahnhöfe sind Dokumente für die Kontinuität von Architekturauffassungen über die erheblichen Brüche in der Geschichte des 20. Jahrhunderts hinweg.“

Schließlich überliefere die Oleftalbahn einen wichtigen Aspekt der Orts- und Regionalgeschichte. Dazu gehöre ihre Bedeutung für den Truppenübungsplatz Vogelsang, für den eigens eine Panzerrampe errichtet wurde. Daher sei die Oleftalbahn als Teil der Eisenbahngeschichte bedeutend für die Geschichte des Menschen und als landschafts- und ortsbildprägendes Element auch bedeutend für die Siedlungsgeschichte. Ihre Erhaltung läge im öffentlichen Interesse.
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jk
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Beitrag von jk »

Das sind ja ganz erstaunliche Nachrichten....Glückwunsch allen Lobbyisten in der Sache...
Aggertaler
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Denkmalschutz

Beitrag von Aggertaler »

Hallo zusammen,
ich möchte ja nicht den Miesepeter spielen, aber es gibt genug Beispiele, wo der Denkmalschutz wieder aufgehoben wurde, z.B. weil das Denkmal dem neuen Eigentümer im Wege stand (z.B. Wasserturm BW Limburg), etc.

Aber freuen wir uns über einen weiteren Schritt in die richtige Richtung.

@ Holger Lersch. Weißt Du oder jemand anderes, warum die Stadt Hellenthal noch vor wenigen Jahren, als am Bahnhof der neue Busbahnhof entstand, eine komplett neue Bahnsteigkante bauen ließ, obwohl Sie eigentlich kein Interesse mehr an der Oleftalbahn hatte?

Viele Grüße aus dem sonnigen Köln

Euer Aggertaler
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Holger Lersch
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Beitrag von Holger Lersch »

Nein, leider hab ich keine Ahnung warum. Ich wusste nichtmal, dass es da einen neuen Bahnsteig gibt. Vielleicht gab's so mehr Fördergelder???
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Also, wenn wir nicht schon Mitte Juni hätten, würde ich sagen, dass es sich um einen Aprilsschertz handelt!

Aber ist wirklich eine tolle Nachricht, wünschen wir, dass sich das durchsetzen wird und vielleicht doch noch mal ein Zug bis Hellenthal fährt ...!!!
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Kölnische Rundschau:

Hans Kaiser: „Absolut unsinnig“

Den Hellenthalern und Kallern passt es nicht: Die Oleftalbahn soll Denkmal werden. Ihr Erhalt wäre so gesichert.
EIFELLAND. Regierungspräsident Hans-Peter Lindlar leitet ein Verfahren ein, um die Oleftalbahn unter Denkmalschutz zu stellen. Dem ging ein entsprechender Antrag des Rheinischen Amts für Denkmalpflege voraus. Das Schreiben des RP traf jetzt in den Rathäusern von Kall, Schleiden und Hellenthal ein. Lindlar hatte den Bürgermeistern kürzlich beim Treffen in Blankenheim schon andeutungsweise vorinformiert. Alles war damals noch „top secret“. Zu dem Treffen hatten die CDU-Landtagsabgeordneten Clemens Pick und Rolf Seel gerufen. Der parteilose Schleidener Bürgermeister Ralf Hergarten war nicht eingeladen. Der erfuhr erst gestern von den Plänen, als er aus dem Urlaub zurückkam. Bis zum 6. Juli sollen die drei Kommunen Stellung beziehen.

Die Kaller würden die Schienen am liebsten schon herausreißen, die Hellenthaler standen kurz vor dem Abschluss eines Kaufvertrags für den schon stillgelegten Trassenteil ab Blumenthal.

Gestern erfuhr Kalls Bürgermeister Hans Kaiser, dass das Schreiben des RP eingetroffen ist. Er hält die Unterschutzstellung für „absolut unsinnig. Ich kann mich gar nicht krass genug ausdrücken. Was ist denn schützenswert an der Bahn? Dass da schon zwei Leute an ungesicherten Bahnübergängen tot blieben? Eine junge Frau in Anstois und ein Lkw-Fahrer in Kall. Die Bahn ist absolut überholt.“

Hans Kaiser hält es für wesentlich kundenfreundlicher, flexiblere und wirtschaftlichere Busse einzusetzen. Man könne sich ja dafür aussprechen, die Schienen für einen Freizeitbetrieb zu nutzen. Auf Dauer könne man dies aber wohl nicht durchhalten. Die Strecke müssen nicht nur an den Bahnübergängen gesichert werden, das gesamte Schienennetz sei absolut sanierungsbedürftig. Hans Kaiser: „Die öffentliche Hand kann sich das eigentlich gar nicht leisten. Wir haben das Geld an anderen Stellen viel nötiger.“ Hans Kaiser hält es für sinnvoll, die Trasse in einen Radweg zu verwandeln oder den Plänen von Kreis-Straßenplaner Franz Unterstetter zu folgen und sie bis Mauel in die Straßenplanung zu integrieren. Offizielle Beschlusslage der Kaller: Sie fordert die Stilllegung.

Die Gemeinde Hellenthal hat „absolut größtes Interesse“, die Bahn zu kaufen. Das erklärte gestern Rudolf Westerburg, der Allgemeine Vertreter von Bürgermeister Manfred Ernst. Er wolle sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, gehe aber davon aus, dass der größte Teil der Politiker sich gegen eine Unterschutzstellung oder Reaktivierung ausspreche. Westerburg: „Das entzieht uns jegliches Planungsrecht.“ Die Gemeinde beantragt für die Stellungnahme eine Fristverlängerung. In einer Sondersitzung des Rates soll am 7. August das Thema diskutiert werden.

Die Gemeinde steht kurz vor dem Abschluss eines Kaufvertrags mit der Bahnentwicklungsgesellschaft in Essen. Rudolf Westerburg argumentiert, es mache keinen Sinn, zwischen den Bahnhöfen in Schleiden und Hellenthal parallel Busse und Bahn fahren zu lassen. „Mit den Birken, die inzwischen auf der Strecke wachsen, kann man eine komplette Dorfjugend versorgen.“ Viele Millionen müssten für eine Instandsetzung investiert werden.

Die Firma Schoeller hätte großes Interesse, Teil der Trasse zu nutzen. Blumenthal könnte besser erschlossen werden, Teilbereiche wie im Kirschseiffen könnten von Radfahrern genutzt werden.

Schleidens Bürgermeister Ralf Hergarten wird sich in seiner Stellungnahme auf den gültigen Ratsbeschluss stützen. Die Unterschutzstellung wird begrüßt, Kosten könne die Stadt nicht übernehmen.
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Kölner Stadt Anzeiger (KSTA):

Kühlen Kopf bewahren

Die Absicht, die Oleftalbahn in die Denkmallisten von Kall, Hellenthal und Schleiden einzutragen, wird absehbar zu hitzigen Diskussionen in den Rathäusern und bei der Bevölkerung der Anrainer-Kommunen sorgen. Seit Jahren wird hoch emotional die Frage einer Reaktivierung der Strecke diskutiert. Zeitweilig förderte das Land im Rahmen eines Pilotprojektes sogar einen Touristenverkehr in Richtung Nationalpark. Zurzeit betreibt die „Hochwaldbahn“ sonntags zwischen Kall und Schleiden einen nicht öffentlich geförderten Touristenzug.
Wenn tatsächlich die gesamte Strecke als 17 Kilometer langes Liniendenkmal unter Schutz gestellt würde, dann müsste das Denkmal zumindest in seinen groben Konturen erhalten werden. Zuständig dafür wäre in erster Linie wohl die Bahn als Eigentümerin des dann längsten Denkmals der Region.

Die jeweilige Interessenlage in den Kommunen ist durchaus verschieden. Der Widerstand in Hellenthal dürfte - schon aus Rücksicht auf das Schoeller-Werk - besonders entschieden ausfallen. Das Werk wird durch eine Bahnlinie, die Olef und eine Bundesstraße in zwei Werkshälften geteilt, was den Betrieb stört. Schoeller aber ist die wirtschaftliche Pulsader der Gemeinde Hellenthal, der zentrale Arbeitgeber des oberen Oleftals.

Für den Ort Schleiden könnte die Oleftalbahn Vorteile bringen. Bislang ist die Stadt vom Nationalpark-Tourismus weitgehend umgangen worden. Die Besucher fahren über Gemünd nach Vogelsang. Eine Zugverbindung nach Schleiden könnte Teile dieser Besuchermenge nach Schleiden umleiten. Die Sonntagsfahrten zeigten im vergangenen Jahr, dass das funktioniert.

Die Gemeinde Kall profitiert von einem Schienenverkehr ins Oleftal wohl am wenigsten. Daher besteht dort das geringste Interesse an einer Reaktivierung. Andererseits bietet der Denkmalschutz auch Chancen, die im Detail noch gar nicht richtig einzuschätzen sind. Womöglich gäbe es für die Reaktivierung eines Schienenverkehrs auf einer Denkmalstrecke ja auch öffentliche Fördermittel, auf die man ansonsten vergeblich warten dürfte.

Der Politik ist anzuraten, bei der nun anstehenden Debatte kühlen Kopf zu behalten und die Fakten in Ruhe abzuwägen. Die Devise muss lauten: Erst denken, dann entscheiden.
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

KSTA:

Wie das Dampfross kam

Bereits vor der Eröffnung der ersten Eisenbahn in Deutschland zwischen Nürnberg und Fürth im Jahr 1835 bemühte sich der „Schleidener Lokalverein“ um den Bau eines Bahnanschlusses ins Schleidener Tal. Letztlich ging es damals um die Anbindung der Eifeler Montanindustrie an die europäischen Märkte. Es wurde ein sehr langer Kampf um das Dampfross, welchen die Eifeler Hüttenindustrie letztlich verlor. Erst nach deren endgültigem Niedergang wurde am 8. März 1884 in Schleiden mit einem großen Fest die Oleftalbahn eingeweiht.
Besonders erfolgreich war diese Strecke im Güterverkehr. 19 größere Fabriken lagen an der Trasse, und die Grube Wohlfahrt bei Rescheid verdankte ihren Fortbestand bis 1941 der per Bahn angelieferten Kohle und dem Vertrieb der Erze per Schiene. Beim Kriegsende wurden die Bahnanlagen zum großen Teil zerstört , erst im Juli 1948 konnte die Strecke wieder eröffnet werden. In den 50er und 60er Jahren erlebte die Bahn eine Renaissance, als täglich zehn Triebwagenfahrten zwischen Kall und Hellenthal angeboten wurden. Zusätzliche Bedeutung gewann die Strecke mit dem Bau der Panzerverladerampe des Truppenübungsplatzes Vogelsang am Schleidener Höddelbusch.

Gegen die Konkurrenz von Bussen und mit dem Anwachsen des Pkw-Verkehrs hatte die Bahn allerdings keine dauerhafte Chance. 1981 wurde der Personenverkehr und schließlich 2005 der Güterverkehr eingestellt. Zurzeit wird die Strecke von Kall bis Schleiden für touristischen Sonntagsverkehr genutzt. Das restliche Teilstück bis Hellenthal ist bereits endgültig stillgelegt
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

KSTA:

Erst mal in Ruhe nachdenken

Kall / Schleiden / Hellenthal - Sehr konträr fielen die politischen Stellungnahmen zur Frage des Denkmalschutzes für die Oleftalbahn aus. Ganz klar sprach sich der allgemeine Vertreter des Hellenthaler Bürgermeisters, Rudolf Westerburg, gegen den Denkmalschutz aus. Zwar gäbe es noch keine klare politische Aussage des Gemeinderates. Aber die Tendenz einer großen Mehrheit des Rates sei klar: Teile der Bahntrasse sollen möglichst anderweitig genutzt werden. Was aber schwerlich möglich wäre, wenn die Bahn als Liniendenkmal unter Denkmalschutz gestellt würde.

Für manche Gewerbebetriebe stelle der Schienenstrang derzeit eine Behinderung dar. Anlieger hätten den Wunsch geäußert, Teile der seit langem ungenutzten Schienenstrecke anders zu nutzen. Das gelte auch für Nebengleise wie den ehemaligen Werksanschluss zum Blumenthaler Poensgen-Werk. Westerburg: „Da es anderweitige Nutzungsplanungen für den Bereich Hellenthal gibt, muss ich mich vehement gegen den Denkmalschutz wehren.“

Spielraum nehmen
„Die Unterschutzstellung würde uns jeglichen Spielraum nehmen“, so Westerburg weiter. Außerdem sei auch die Darstellung im Kartenanhang des Denkmal-Antrags unzutreffend. Dort seien beispielsweise am Bahnhof Hellenthal Flächen aufgenommen worden, die längst nicht mehr der Bahn gehörten. Der Hellenthaler Gemeinderat wird sich in der Sitzung am 7. August mit dem Thema befassen. Wolfgang Heller, der Vorsitzende der Schleidener SPD und seit wenigen Wochen auch stellvertretender Vorsitzender der „Bahn- und Businitiative Schleidener Tal“, findet spontan den Denkmalschutz „gut, wenn er nicht der Nutzung entgegen steht“. Der Denkmalschutz bedeute auch, dass die Nebenanlagen erhalten bleiben würden. Heller tritt daher gemeinsam mit dem SPD-Ortsverein für die Reaktivierung der Bahn ein.

Laut Heller gibt es ein Eisenbahninfrastrukturunternehmen, welches die Infrastruktur der Linie von der Bahn übernehmen und dann einen Schienenverkehr sogar noch südlich von Schleiden betreiben will. Das würde die Stadt überhaupt nichts kosten, aber die Touristenverkehre im vergangenen Jahr hätten gezeigt, dass Schleiden davon profitiere. Das entspräche genau dem Reaktivierungsbeschluss des früheren Stadtrates, der sich für den Schienenverkehr ausgesprochen hatte, wenn er die Stadt nichts kostet. „Das ist doch ein echtes Angebot an die Stadt“, sagte Heller.

Die CDU hatte im letzten Hauptausschuss beantragt, die derzeit auf der Schiene verlaufende Umgehungsstraße der Brückenbaustelle auch nach dem Ende der Bauarbeiten beizubehalten, scheiterte jedoch mit dem Antrag. Die CDU argumentierte unter anderem damit, dass so insbesondere den Schülern ein weit gefahrloseres Erreichen der Schulbushaltestellen ermöglicht würde.

Angesichts der neuen Situation, so der CDU-Stadtverordnete Hubert Linscheidt, werde die Fraktion noch einmal neu nachdenken: „Denkmalschutz muss nicht eine Bedrohung sein. Das kann auch eine Chance sein.“ Linscheidt plädierte dafür, die Frist für die Stellungnahme bis nach der Sommerpause zu verlängern.

Weitere Argumente gegen die Beibehaltung des Asphalts auf der Schiene lieferte gestern Wolfgang Heller. Erstens müsste Miete für den asphaltierten Schienenstrang gezahlt werden, zweitens gäbe es Verträge mit der Rhein-Sieg-Eisenbahn, wonach der Asphalt wieder verschwinden müsse. Zudem, so Heller, gäbe es am Sackbahnhof an der Blankenheimer Straße keine Möglichkeit für Dampfzüge, umzuspannen.

Bahn in der Pflicht
Ausgesprochen flexibel zeigte sich gestern der stellvertretende Kaller Bürgermeister Franz-Albert Groß (FDP). Er sei überrascht worden von dem Bericht im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Für ihn stelle sich die zentrale Frage, wer später für den Unterhalt des Denkmals aufkommen müsste. Wenn das die Bahn wäre, „sehe ich die in der Pflicht“. Allerdings geht Groß davon aus, dass sich die Bahn wohl gegen den Denkmalschutz wehren wird.

Falls es aber doch zum Denkmalschütz käme, so der FPD-Politiker, „müssten alle noch mal ganz neu denken“. Wem nütze ein zugewachsenes, abgewracktes Denkmal? „Man müsste dann nachdenken, ob man ein Denkmal nur so rumliegen lässt oder ob man es nutzt. Als Denkmal und mit Vogelsang im Hintergrund könnte man ein Erfolgskonzept aus einer Touristenbahn machen. Wenn es so kommt, nutzt es nichts, die Schiene weiter zu bekämpfen. Das kann eine Chance sein.“

„Sehr überrascht“ wurde der Kaller SPD-Fraktionschef Erhard Sohn von den Denkmal-Planungen. Er kündigte an, sich erst im Rathaus über den Sachstand schlau zu machen und dann noch mal in Ruhe in der Fraktion nachzudenken.

Schleidens Bürgermeister Ralf Hergarten wollte der gestern Abend stattfindenden Ratssitzung nicht vorgreifen. Aber er konstatierte schon mal kurz und knapp: Wenn das ein Denkmal wird, kann Hans Kaiser seinen Plan, die Gleise rauszureißen, zu den Akten legen.“

Der stellvertretende Schleidener Bürgermeister Udo Meister (FDP) meinte, dass die Oleftalbahn ein Thema für das ganze Schleidener Tal sei. Daher sollten sich alle drei Räte zu einer gemeinsamen Sitzung treffen, um möglichst eine gemeinsame Stellungnahme abzufassen. Die Schleidener FDP begrüße eine für die Stadt kostenneutrale Reaktivierung der Strecke.
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FdL Schalkenmehren
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Beitrag von FdL Schalkenmehren »

„Alte Ratsbeschlüsse jetzt neu überdenken“
ERSTELLT 16.06.07, 07:15h

Eifel - Nach den teilweise überraschenden Entwicklungen der letzten Jahre sei es nun angebracht, die früher gefassten Ratsbeschlüsse zum Thema Oleftalbahn noch einmal zu überdenken. Diese Ansicht vertritt der „Arbeitskreis Oleftalbahn“ anlässlich der Diskussen zu der Frage, ob die 17 Kilometer lange Strecke unter Denkmalschutz gestellt werden soll.

Zu den Zielen des Vereins gehört der Erhalt wertvoller Zeugnisse der Eisenbahngeschichte als kulturelle und technische Denkmäler. Auch will der Verein laut Satzung das Verständnis der Eisenbahn als wichtigen Teil der Wirtschafts- und Sozialgeschichte speziell des Eifelraums pflegen. Diese Satzungsziele führen zum Engagement der „Arge Eifel-Nebenbahnen“ zum Erhalt der Oleftalbahn, welche durch ihre Ortsdurchfahrt von Olef ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal besitzt.

Prüfung der Situation

Für den „Arbeitskreis Oleftalbahn“ stehe es außer Frage, dass durch einen Abbau der Oleftalbahn ein einzigartiges Zeugnis verloren gehen würde. Der Denkmalwert eines Gegenstandes sei ja unabhängig von anderweitigen Immobilien-Nutzungsplänen. Daher sollten nicht anderweitige Nutzungsabsichten im Mittelpunkt der Diskussion stehen, sondern eine gründliche und ergebnisoffene Prüfung der neuen Situation.

Die Tatsache, dass die Oleftalbahn möglicherweise zum längsten Denkmal des Kreises Euskirchen werden könnte, sei Anlass für einen Neuanfang bei den Überlegungen zur Zukunft. Zudem habe sich durch den Nationalpark und den Touristenstrom nach Vogelsang eine völlig neue Lage ergeben. Eisenbahnunternehmen würden sich inzwischen um einen Betrieb bewerben, die „Hochwaldbahn“ fahre auf eigenes wirtschaftliches Risiko zwischen Kall und Schleiden einen Sonntags-Touristenverkehr.

Der Arbeitskreis gehe derzeit davon aus, dass sich im Rahmen der Streckenabgabe durch die Bahn ein neuer Betreiber für die Strecke finden wird. Sinnvoll sei in der jetzigen Situation ein „runder Tisch“ zur Zukunft der Oleftalbahn. Alle drei an der Strecke gelegenen Kommunen könnten ergebnisoffen die Situation und ihre Vorteile und Nachteile beratschlagen. Der Arbeitskreis Oleftalbahn würde sich gerne für eine gemeinsame Lösung engagieren und konkrete Vorschläge unterbreiten sowie fachkundig berichten.

Ebenso sollten potenzielle Bahnbetreiber mit am Tisch sitzen. Der „Arbeitskreis Oleftalbahn“ verweist darauf, dass mehrere Eisenbahnunternehmen ihr Interesse bekundet haben, diese Strecke zu übernehmen und zu betreiben. Sie wollen dabei Kapital und Risiken in die Oleftalbahn investieren. Und selbstverständlich wüssten diese Unternehmen auch, welche Investitionen in die Streckeninfrastruktur erforderlich seien.

Auch könnte am „runden Tisch“ versucht werden, Probleme zu beseitigen, die einem Betrieb der Oleftalbahn scheinbar entgegen stünden. Möglicherweise eröffne der Denkmalschutz auch neue Fördermöglichkeiten. (fa)

Quelle: Kölner Stadtanzeiger
Talent78
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Registriert: Sonntag 20. März 2005, 23:52

Beitrag von Talent78 »

Ich habe zwar noch nicht alles durchgelesen (mach ich noch 8) ), aber das sind wirklich erstaunliche Nachrichten.
Erstaunlich auch, dass (neben den immer wieder gleichen dreisten Anti-Bahn-Argumenten) zwischen den Zeilen nun auch prompt auf den schlechten Zustand der Strecke (lässt sich wohl nicht ganz wegdiskutieren ;) ) eingegangen wird, nach dem Motto "...tja, man müsste nur schrecklich viel Geld haben, dann hätten wir vielleicht eine andere Meinung..."

Naja, gemeinsam träumt es sich doch viel besser ;)
Vielleicht wandeln sich einzelne Positionen doch mit der Zeit.
Dabei könnten solche Neuigkeiten enorm helfen.
Wolfgang Müller
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Registriert: Mittwoch 10. November 2004, 21:17

Beitrag von Wolfgang Müller »

Hallo zusammen,

die oben ausführlich dargestellten Planungen der Gemeinde Hellenthal, auf der Trasse der Oleftalbahn, dürften wohl ins Stocken geraten. Bürgermeister Manfred Ernst, der am 14. 11. 2007 im Planungsausschuß des Kreises Euskirchen die Wünsche und Pläne der Gemeinde Hellenthal dort vorgetragen hatte, machte eine ergänzende Bemerkung: Das EBA hat die Gemeinde Hellenthal aufgefordert, den sogenannten Freistellungsantrag zurückzunehmen. Wenn ich das richtig verstanden habe, wollte man damit wohl die Widmung der Strecke im Gemeindegebiet als Eisenbahninfrastruktur aufheben. Dem hat das EBA zunächst mal einen Riegel vorgeschoben
Talent78
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Registriert: Sonntag 20. März 2005, 23:52

Beitrag von Talent78 »

Wolfgang Müller hat geschrieben:Das EBA hat die Gemeinde Hellenthal aufgefordert, den sogenannten Freistellungsantrag zurückzunehmen
Da hat sich das EBA aber erfreulich unmissverständlich ausgedrückt ;)
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