Verspätungen und Ausfälle auf der Strecke Bonn-Euskirchen

Voreifelbahn (Bonn - Rheinbach - Euskirchen)
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mcbain
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Verspätungen und Ausfälle auf der Strecke Bonn-Euskirchen

Beitrag von mcbain »

Heute widmet der GA dem Thema eine Seite in seiner Printausgabe inkl. Kommentar und Interview mit dem Geschäftsführer des NVR. Hier die Online-Quellen:

Verspätungen und Ausfälle auf der Strecke Bonn-Euskirchen
Von Dominik Pieper

Rhein-Sieg-Kreis. Kommt sie oder kommt sie nicht? Wenn ja: Wann endlich? Ein Wintertag, früh am Morgen. Pendler stehen auf den Bahnsteigen entlang der Bahnstrecke Bonn-Euskirchen. Frierend. Und vor allem: stinksauer. Weil die Regionalbahn 23 nach Bonn unpünktlich ist. Und wenn sie kommt, ist sie überfüllt.

Gestern Morgen um 8 Uhr am Bahnhof Meckenheim: Pendler besteigen den Talent in Richtung Bonn. Laut Bahnhofsuhr ist es kurz vor halb elf. Foto: Wolfgang Henry

Ärger am Bahngleis: An der Voreifelbahn war das in den vergangenen Wochen und Monaten oft der Fall. Mit den steigenden Temperaturen hat sich der Betrieb größtenteils normalisiert, doch die Bahn steht nach wie vor in der Kritik. Sie denkt nun über Entschädigung für Dauerkunden nach.

"Seit November kommt der Zug, wann er will", berichtet Anneliese Schmitz aus Rheinbach, die täglich um 6 Uhr zu ihrer Arbeitsstelle nach Bonn fährt. "Mal gibt es eine Durchsage, mal nicht, die Bahnhofsuhren gehen falsch - die Leute sind morgens genervt."

Ulrich Wrobel aus Meckenheim, ebenfalls zu dieser Zeit auf dem Weg nach Bonn, kam sich manchmal vor "wie im Schweinetransport": "Die Züge waren morgens überfüllt, einmal musste jemand aussteigen, weil er es nicht mehr ausgehalten hat", sagt Wrobel. Als Grund für die Verspätung habe die Bahn "defekte Türen" genannt, ein anderes Mal war es eine Weichenstörung in Witterschlick.

Und dann sind da noch die alten Dieselloks mit den "Silberlingen", die zeitweise die Talent-Züge ersetzen, aber so schwerfällig sind, dass sie den Fahrplan kaum einhalten können. Oliver Krauß, Alfterer CDU-Kreistagsabgeordneter und Nahverkehrsexperte, kennt den Ärger. "Ich verbringe anderthalb Stunden am Tag damit, Mails von Bürgern zu diesem Thema zu beantworten", sagt er.

Er nennt die Ausfälle und Verspätungen "völlig inakzeptabel", gerade mit Blick auf die regelmäßigen Fahrpreiserhöhungen. "Viele Probleme sind hausgemacht", kritisiert Krauß. "Es wurde jahrelang gespart. Es fehlt an Personal in den Werkstätten sowie bei der Pflege des Schienennetzes, insbesondere bei Schneeverwehungen und eingefrorenen Weichen."

Vor allem die Züge sind ein Problem. Die DB Regio, die die Voreifelstrecke im Auftrag des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland (NVR) bedient, setzt seit 1998/99 das Modell Talent VT 644 ein. Die feuerroten Dieseltriebwagen sind leicht und modern - aber auch ziemlich sensibel. Wie Bahn-Sprecher Udo Kampschulte auf Anfrage erklärte, sind Wagen bei Eis und Schnee beschädigt worden.

Laut Krauß sind Sensoren kaputt gegangen, die für die Sicherheit wichtig sind. Fällige Wartungsarbeiten taten ihr Übriges, so dass die Talent-Züge zunehmend in die Werkstatt rollten. Weil der Talent VT 644 nur in begrenzter Stückzahl vorhanden ist, setzte die Bahn auf der Voreifelstrecke statt zwei Wagen nur einen ein.

Und sie griff auf jene betagten Rumpel-Züge zurück, die der Talent Ende der 90er verdrängt hatte. "Nach derzeitigem Stand werden wir diese Ersatzzüge noch einige Wochen einsetzen müssen", so Kampschulte. Die Bahn denke aktuell darüber nach, ihre Kunden zu entschädigen - in welchem Umfang und inwieweit RB-23-Nutzer davon profitieren, dazu wollte er noch nichts sagen.

Die Politik übt inzwischen Druck aus. Die SPD forderte jüngst ein "Bonus-Malus-System" für die Bahn, wonach der NVR bei schlechter Leistung das Entgelt kürzt. Die CDU-Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager hat sich an den Landes-Bevollmächtigten der Bahn, Reiner Latsch, gewandt. Und: Kommenden Freitag sollen NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober und Dirk Helfert, Geschäftsführer der DB Regio, im Verkehrsausschuss des Kreistags Rede und Antwort stehen.

Zukunft der Regionalbahn 23
Bis 2013 soll die Strecke zwischen Duisdorf und Witterschlick zweigleisig ausgebaut werden, hinzu kommen vier neue Haltepunkte (Auf dem Hügel, Helmholtzstraße, Impekoven, Rheinbach-Ost). Die Linie ist neu ausgeschrieben worden. Es zeichnet sich ab, dass die Deutsche Bahn auch über 2013 hinaus die Strecke bedient.

Nach GA-Informationen hat der NVR der DB Regio den Zuschlag für das sogenannte Kölner Dieselnetz (Dieselbetriebene Strecken) erteilt, nachdem ihr Angebot unter dem von Trans Regio lag. Es fehlt noch die Zustimmung zweier Verbünde. NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober wollte sich dazu mit Hinweis auf das laufende Vergabeverfahren nicht äußern.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/ind ... lid=848569


Kommentar: Konsequent ruiniert
Von GA-Redakteur Dominik Pieper

So bekommt man gewiss nicht mehr Pendler auf die Schiene. Erst die jahrelangen Verzögerungen beim Ausbau der Bahnstrecke Bonn-Euskirchen, jetzt die ständigen Verspätungen, Zug-Ausfälle und der miserable Service: Die Deutsche Bahn hat den guten Ruf ihrer sonst so pünktlichen Vorzeigelinie 23 konsequent ruiniert. Wer will denn da noch einsteigen, wenn jeder Pendler entnervt abwinkt?

Klar, der harte Winter hat der Bahn wie überall auch auf dieser Strecke Probleme bereitet. Verspätungen sind da programmiert - höhere Gewalt. Die Frage ist nur, wie die Bahn mit Wetterextremen wie im Dezember umgeht. Warum jagte sie nicht damals schon die robusten alten Dieselloks über die vereiste Strecke?

Warum ließ sie die bekanntermaßen empfindlichen Talent-Wagen nicht im Depot? Dann wären sie nicht bei Schnee und Eis beschädigt worden, ergo: Es wären weniger Fahrzeuge ausgefallen. Wobei allein das schon ein Armutszeugnis für die Bahn ist: Regionalzüge, die Eis nicht standhalten können, stehen in einer Reihe mit jenen ICE-Zügen, deren Klimaanlagen im vergangenen Jahr bei sommerlicher Hitze versagten. Und dann die Streckenqualität zwischen Bonn und Euskirchen. Dauernd eingefrorene Weichen zeugen nicht gerade von guter Pflege.

Wenn die Bahn jetzt ihre Dauerkunden entschädigen will, dann ist das recht und billig. Aber bitte nicht in Form von Ticket-Gutscheinen. Diese Geste muss sich im Portemonnaie der frustrierten Kunden bemerkbar machen.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/ind ... lid=848706


Norbert Reinkober: "Wir sind mit Beschwerden überflutet worden!"

Eine Pünktlichkeitsquote von 98,7 Prozent - am Freitag war die Welt auf der Bahnstrecke Bonn-Euskirchen wieder in Ordnung. Das war im Winter eher die Ausnahme als die Regel. Dominik Pieper sprach mit Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Zweckverbandes Rheinland (NVR), über die Probleme auf der Linie RB 23.

General-Anzeiger: Auf der Strecke RB 23 lief es den ganzen Winter über nicht rund. Inwieweit sind Ihnen Beschwerden zu Ohren gekommen?

Norbert Reinkober: Wir sind mit Beschwerden von Bahnkunden überflutet worden. Dies bestätigt die Verspätungen, zahlreiche Zugausfälle und fehlende Wagen, die wir auch über unser Qualitätsmanagementsystem erfassen. Zusätzlich schicken wir auch selbst Qualitätstester raus. Seit Dezember lag bis einschließlich letzter Woche fast täglich irgendetwas vor.

GA: Wie erklären Sie sich die massiven Unregelmäßigkeiten?

Reinkober: Es fing an mit dem großen Schnee im Dezember. Die Bahn ist trotz des extremen Wetters auf der Voreifelstrecke relativ lange gefahren, worüber wir froh waren. Da war der Verkehr auf den Straßen schon längst zusammengebrochen. Leider entwickelten sich daraus neue Probleme.

GA: Was für Probleme?

Reinkober: Die Talent-Züge wurden durch Schnee und Eisblöcke beschädigt und mussten in die Werkstatt. Außerdem mussten bei Wartungsarbeiten Bauteile ausgetauscht werden, dabei gab es auch wieder Verzögerungen.

So standen weniger Fahrzeuge zur Verfügung, und man griff auf alte Silberlinge zurück. Hierüber hätte die Bahn frühzeitig informieren sollen. Bei den Wetterextremen hätte doch jeder Verständnis dafür gehabt.

GA: Die Talent-Züge scheinen mit ihrer Elektronik ziemlich empfindlich zu sein, oder?

Reinkober: Ist das nicht bei modernen Autos auch so? Die Züge wurden angeschafft, weil sie leichter und schneller sind. Sonst könnte man den jetzigen Fahrplan gar nicht anbieten.

GA: Welche Konsequenzen haben die Unregelmäßigkeiten bei der RB 23 für die Bahn?

Reinkober: Es gibt erhebliche Vertragsstrafen. Über deren Höhe kann ich mich aus vertraglichen Gründen nicht äußern. Wir haben darüber hinaus als NVR auf verschiedenen Ebenen Druck auf die DB Regio ausgeübt, etwa über unsere Zweckverbandsversammlung. Da wurden massiv Lösungen von Seiten der Politik gefordert.

Es gab ja nicht nur auf der Strecke Bonn-Euskirchen diese Probleme, sondern zum Beispiel auch zwischen Köln und Gummersbach. Die Bahn hat Besserung gelobt und inzwischen zahlreiche Mängel beseitigen können. Sie arbeitet außerdem an einer Kulanzregelung für die Dauerkunden. Genaueres wird in der kommenden Woche bekanntgegeben.

GA: Was kann der NVR dazu beitragen, dass in Zukunft nicht mehr diese Probleme auftreten?

Reinkober: Wir haben in Zukunft mehr Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen und die Leistung der Bahn zu überprüfen. Der neue Vertrag für die Voreifelstrecke ab Dezember 2013 wird mehr Vorgaben für den Gewinner der europaweiten Ausschreibung machen als bisher.

Außerdem wird es bei der nächsten Fahrzeuggeneration möglich sein, detailliertere Angaben über Störungen zu bekommen - etwa über defekte Türen in Zügen. Wir sind aber froh, dass diese Woche keine außergewöhnlichen Beeinträchtigungen aufgetreten sind.

Zur Person

Norbert Reinkober (49) ist einer von drei Geschäftsführern des Nahverkehrs Rheinland (NVR). Der Bau- und Verkehrs-Ingenieur ist dort für Betrieb, Wettbewerb und Infrastrukturförderung zuständig.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/ind ... lid=848572
aberdon
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Re: Verspätungen und Ausfälle auf der Strecke Bonn-Euskirche

Beitrag von aberdon »

Radio Bonn/Rhein-Sieg berichtete am Freitag ausführlich!
Fortschritte bei den Regionalbahnen
Zugausfälle, volle Abteile und schlechter Kundenservice der Deutschen Bahn: Das haben uns RBRS-Hörer noch vor drei Wochen gemeldet. In den Regionalzügen RE 9 von Köln nach Siegen und der Voreifel-Bahn RB 23 hat sich aber seit unserer Berichterstattung einiges verbessert. Die Bahn setzt jetzt aber mehr Wagons ein und macht vermehrt Lautsprecherdurchsagen an den Bahnhöfen. Die Zugausfälle sind vor allem bei der RB23 behoben, nur der Regionalexpress 9 zwischen Köln und Siegen kommt teilweise immer noch mit Verspätung.
http://www.radiobonn.de/bonn/rb/566238/ ... /hallowach
Mit Audio Interview ua. mit Udo Kampschulte (DB) und Dietmar Tendler ( VRS).

mfg

Christian
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