Re: RBD-Karte 1938
Verfasst: Mittwoch 29. Oktober 2008, 17:00
Juten Tach!
Also, fangen wir mal an, 'n bischen kann ich das Rätsel lösen.
1. Schmalspur - nein, das nun wirklich net.
2. zur Linie:
Die Linie Pronsfeld-Neuerburg wurde als Stichstrecke erbaut, immer aber mit der Option (dem Hintergedanken?), diese weiterführen zu können. Nachdem Erdorf-Irrel-Igel (endlich...) 1915 fertiggestellt war, namen die Planungen zur Fortführung von Pronsfeld-Neuerburg Richtung der Irreler Linie wieder an Fahrt auf.
Nur - wohin sollte die Linie gehen?
Bitburg als Endpunkt war sinnvoll - weil Kreisstadt. Politisch war diese Verbindung (also Neuerburg-Bitburg) gewünscht.
Irrel als Endpunkt war mindestens ebenso sinnvoll. Verkehrstechnisch. Denn man versuchte mal - der Eine oder andere kann sich vielleicht dran erinnern - mit der Bahn von Neuerburg nach Trier zu kommen.
Daher gingen die Planungen in beide Richtungen. Heißt: Neuerburg-Bitburg (mit nem weiteren Bahnhof in Bitburg, der dann näher an die Innenstadt gekommen wäre) und Neuerburg-Irrel.
Über die genaue Linienführung gab es jahrelangen Zank. Nur soviel davon: sollte die Weilerbacher Hütte angefahren werden (ihr Gleisanschluß an die Prinz-Heinrich-Bahn Diekirch-Echternach lag ja nach 1918 im Zoll-Ausland!), oder der kürzere Weg (Richtig, Schankweiler hätte mindestens einen Haltepunkt erhalten).
3. Ausführung (oder besser: wie man Gesetze im Sand verlaufen lässt....)
Zu Beginn der 20er Jahre war man sich dann soweit einig, dass mit den Arbeiten begonnen werden solle. Prioritäten waren: a) Irrel-Sinspelt, b) Sinspelt-Bitburg, c) Lückenschluß Sinspelt-Neuerburg.
Es stimmt, eine Linie Irrel-Sinspelt über Prümzurlay, Holsthum, Schankweiler, Enzen, Mettendorf nach Sinspelt war bereits abgesteckt - das dürfte so ca. 1923 gewesen sein (lt. Kurt Hoppstädters Buch von 1963).
Der Bau stockte aber.
In der Weltwirtschaftskrise 1929/30 kam es dann zum "Osthilfegesetz" (jawoll. Ost stimmt.) Hierin wurden zwei Bahnstrecken im Westen des Landes als dringlich und auszuführen bestimmt. Irgendwas bei Türkismühle, was auch (so las ich irgendwo) gebaut wurde und - Irrel-Sinspelt-Bitburg.
Was passierte?
Nix.
4. Warum gescheitert?
In so ziemlich allen Artikeln zur Strecke (es gibt ein paar z.B. im Heimatkalender des Kreises Bitburg) wird immer auf den Streit mit der Linienführung abgestellt. Das halte ich für Quatsch. Die Linienführung war schließlich bestimmt. Warum denn dann? Für mich sieht das so aus: Erdorf-Irrel-Igel wurde seit 1926 - als erste Strecke der Rbd Trier - im vereinfachten Nebenbanbetrieb gefahren. Pronsfeld-Neuerburg dürfte 1927/28 gefolgt sein. Die Rbd Trier hatte also m.E. keinen Bock, ne weitere - möglicherweise - unrentable Strecke zu bekommen.
Militärische Gründe? Die spielten vielleicht in der Kaiserzeit ne Rolle. Bis zum 15.07.1930 war unsere Gegend französisch besetzt - entmilitarisiert. Ich erinnere an die rechtsufrige Moselbahn, die nicht gebaut werden durfte, oder an Gerolstein-Prüm, wo das zweite Gleis verschwand.
Fest steht: nach 1933 wurde auf Automobile gesetzt.
5. Warum ne Ringbahn auf der Karte - da fehlen 5 km (Sinspelt-Neuerburg)?
Also, fassen wir zusammen: Die offiziellen Karten geben die Gesetzeslage wider, und das war die im Osthilfegesetz beschlossene Linie. Neuerburg-Sinspelt bietet topographisch die meisten Schwierigkeiten (man fahre mit dem Auto mal die L4...). Dieser teuerste Teil wurde zurückgestellt.
Hier ne Frage von mir: auf alten Bildern des Bf Neuerburg sieht man in Richtung Irrel, so auf der Mitte Post/Straße nach Scheuern-Uppershausen - wenn ich das richtig in Erinnerung hab - ne Brücke über die Straße. Ist das evtl. schon die gedachte Verlängerung Richtung Irrel?
So, das dürfte erschöpfend sein,
Grüße aus dem Luftkurort Irrel !
Also, fangen wir mal an, 'n bischen kann ich das Rätsel lösen.
1. Schmalspur - nein, das nun wirklich net.
2. zur Linie:
Die Linie Pronsfeld-Neuerburg wurde als Stichstrecke erbaut, immer aber mit der Option (dem Hintergedanken?), diese weiterführen zu können. Nachdem Erdorf-Irrel-Igel (endlich...) 1915 fertiggestellt war, namen die Planungen zur Fortführung von Pronsfeld-Neuerburg Richtung der Irreler Linie wieder an Fahrt auf.
Nur - wohin sollte die Linie gehen?
Bitburg als Endpunkt war sinnvoll - weil Kreisstadt. Politisch war diese Verbindung (also Neuerburg-Bitburg) gewünscht.
Irrel als Endpunkt war mindestens ebenso sinnvoll. Verkehrstechnisch. Denn man versuchte mal - der Eine oder andere kann sich vielleicht dran erinnern - mit der Bahn von Neuerburg nach Trier zu kommen.
Daher gingen die Planungen in beide Richtungen. Heißt: Neuerburg-Bitburg (mit nem weiteren Bahnhof in Bitburg, der dann näher an die Innenstadt gekommen wäre) und Neuerburg-Irrel.
Über die genaue Linienführung gab es jahrelangen Zank. Nur soviel davon: sollte die Weilerbacher Hütte angefahren werden (ihr Gleisanschluß an die Prinz-Heinrich-Bahn Diekirch-Echternach lag ja nach 1918 im Zoll-Ausland!), oder der kürzere Weg (Richtig, Schankweiler hätte mindestens einen Haltepunkt erhalten).
3. Ausführung (oder besser: wie man Gesetze im Sand verlaufen lässt....)
Zu Beginn der 20er Jahre war man sich dann soweit einig, dass mit den Arbeiten begonnen werden solle. Prioritäten waren: a) Irrel-Sinspelt, b) Sinspelt-Bitburg, c) Lückenschluß Sinspelt-Neuerburg.
Es stimmt, eine Linie Irrel-Sinspelt über Prümzurlay, Holsthum, Schankweiler, Enzen, Mettendorf nach Sinspelt war bereits abgesteckt - das dürfte so ca. 1923 gewesen sein (lt. Kurt Hoppstädters Buch von 1963).
Der Bau stockte aber.
In der Weltwirtschaftskrise 1929/30 kam es dann zum "Osthilfegesetz" (jawoll. Ost stimmt.) Hierin wurden zwei Bahnstrecken im Westen des Landes als dringlich und auszuführen bestimmt. Irgendwas bei Türkismühle, was auch (so las ich irgendwo) gebaut wurde und - Irrel-Sinspelt-Bitburg.
Was passierte?
Nix.
4. Warum gescheitert?
In so ziemlich allen Artikeln zur Strecke (es gibt ein paar z.B. im Heimatkalender des Kreises Bitburg) wird immer auf den Streit mit der Linienführung abgestellt. Das halte ich für Quatsch. Die Linienführung war schließlich bestimmt. Warum denn dann? Für mich sieht das so aus: Erdorf-Irrel-Igel wurde seit 1926 - als erste Strecke der Rbd Trier - im vereinfachten Nebenbanbetrieb gefahren. Pronsfeld-Neuerburg dürfte 1927/28 gefolgt sein. Die Rbd Trier hatte also m.E. keinen Bock, ne weitere - möglicherweise - unrentable Strecke zu bekommen.
Militärische Gründe? Die spielten vielleicht in der Kaiserzeit ne Rolle. Bis zum 15.07.1930 war unsere Gegend französisch besetzt - entmilitarisiert. Ich erinnere an die rechtsufrige Moselbahn, die nicht gebaut werden durfte, oder an Gerolstein-Prüm, wo das zweite Gleis verschwand.
Fest steht: nach 1933 wurde auf Automobile gesetzt.
5. Warum ne Ringbahn auf der Karte - da fehlen 5 km (Sinspelt-Neuerburg)?
Also, fassen wir zusammen: Die offiziellen Karten geben die Gesetzeslage wider, und das war die im Osthilfegesetz beschlossene Linie. Neuerburg-Sinspelt bietet topographisch die meisten Schwierigkeiten (man fahre mit dem Auto mal die L4...). Dieser teuerste Teil wurde zurückgestellt.
Hier ne Frage von mir: auf alten Bildern des Bf Neuerburg sieht man in Richtung Irrel, so auf der Mitte Post/Straße nach Scheuern-Uppershausen - wenn ich das richtig in Erinnerung hab - ne Brücke über die Straße. Ist das evtl. schon die gedachte Verlängerung Richtung Irrel?
So, das dürfte erschöpfend sein,
Grüße aus dem Luftkurort Irrel !