Expertenfrage: Weichenausbau bei seltener Benutzung?

Lupushortus
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Expertenfrage: Weichenausbau bei seltener Benutzung?

Beitrag von Lupushortus »

Bei der Streckenbereisung mit Google Earth ist mir folgende Stelle zwischen Leverkusen und Langenfeld aufgefallen:
Bild
Die Weiche ist nicht mehr funktionsfähig, da das Herzstück und die Weichenzungen inkl. Antrieb fehlen. Der Awanst selbst, er führt zu einem großen Umspannwerk, sieht noch gut gepflegt aus.

Kann es sein, daß für die wahrscheinlich seltenen Trafotransporte die "Weiche" durch Gleisbauarbeiter "umgestellt" und dazu das unten links liegende Gleisstück eingesetzt wird? Eventuell ist es ja billiger, alle Jubeljahre den Rottenkraftwagen ausrücken zu lassen, als eine echte Weiche zu warten, zumal es sich um eine Schnellfahrstrecke handelt, mit beweglichem Herzstück? Seltsam; wenn jemand etwas dazu weiß, auf die Antwort bin ich gespannt!

Viele Grüße
LH
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bluesbrother
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Beitrag von bluesbrother »

Ich denke, der Gleisanschluss ist stillgelegt. Vielleicht stand zum Zeitpunkt des Gleisneubaus noch nicht fest, ob dieser noch benötigt wird, darum hat man mal die Gleise im ehemaligen Weichenbereich liegenlassen. Und jetzt lässt man aus Kostengründen die Gleise einfach liegen. Es ist auf jeden Fall ewig her, dass dort Wagen bewegt wurden. Bei der Vorbeifahrt erkennt man, dass die Natur sich im weiteren Verlauf der Gleise bereits schwer ermächtigt hat.
Ausserdem wäre eine Bedienung des Anschlusses jetzt wohl mit sehr viel Aufwand verbunden. Die Fahrt könnte wegen des sehr starken Zugverkehrs nur in der Nacht durchgeführt werden, dann müssten während des Gleisumbaus und der Zustellung bzw Abholung die Züge über die S-Bahn bzw auf dem Gegengleis vorbeigeleitet werden. Ganz abgesehen davon, dass zuerst die Trapper mit den großen Sägen kommen müssten, um die Gleise wieder befahrbar zu machen und dann noch Rangieren im dunkeln. Naja...
Gruß aus der Nordeifel!
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René Dahlke
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Beitrag von René Dahlke »

Hallo zusammen!

Das scheint die gleiche Situation zu sein, wie im Anschluss von Dahlem.

War es da nicht so, dass der Anschluss momentan zwar stillgelegt ist, aber dass durch den Einbau der Weichenmechanik eine Reaktivierung relativ einfach wieder möglich wäre?

Ich meine, mich erinnern zu können, dass das dei der Filmvorführung in Gerolstein am 14. Januar zur Sprache gekommen war.

Wenn das Kraftwerk dort in Langenfeld z. B. einen oder mehrere Trafos o. ä. benötigt, wäre das doch am einfachsten auf der Schiene zu bewältigen. Und so könnte dann wieder der Anschluss reaktiviert werden.

Ging es bei dem Anschluss in Dahlem nicht auch um die eventuelle Bedienung eines E-Werks oder eines anderen Werkes, oder irre ich mich da?

Gruß, René
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

Richtig, in Dahlem ist genau die gleiche Situation und das Bild mit der Weichenvorbereitung sieht ebenfalls so aus.

Der Anschluß Dahlem gehört wohl der RWE, die in Dahlem ein Umspannwerk betreibt. Dort wurde in den 1970er Jahren letztmalig ein Trafo gewechselt, habe davon mal Fotos gesehen, als die Fuhre mit Spezialfahrzeugen vom Anschlußgleis zum Umspannwerk durch Dahlem über die Straße fuhr.

Mir hat mal ein Fahrdienstleiter, der in Jünkerath beschäftigt war, erzählt, dass die DBAG innerhalb von 48 Stunden bei Bedarf die Weichenvorbereitung zu einer funktionstüchtigen Weiche umbauen muß. Das zeigt ja auch mein Film, der in Gerolstein zu sehen war.

Ich schätze mal, dass das aus Kostengründen so gemacht wurde.

Bis irgendwann in die 1990er Jahre wurde der Anschluß in Dahlem auch als Holzverladegleis benutzt, erst nach der Einstellung dieses "Güterverkehrs" wurde der Anschluß so umgebaut.

In Dahlem ist noch interessant, dass der Anschluß von Jünkerath aus auf dem Gegengleis (Sperrfahrt oder Falschfahrt ?) bedient wird. Dabei wird der Weichenschlüssel in Jf nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen freigegeben.

Dazu mal eine Frage, wie sieht das nun mit dem Weichenschlüssel im Augenblick wegen dem ESTW und dem unbesetzten Jf aus?
Ralph Winterhoff
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Beitrag von Ralph Winterhoff »

Hallo, der Gleisanschluss in Langenfeld ist NICHT stillgelegt. Er wird nur für Trafotransporte benutzt, und dann sind die Bedienfahrten nachts. Es gibt noch so einen Anschluss zwischen Solingen Hbf und Solingen Schaberg. Kurz vor der Bedienfahrt wird von einem Bautrupp, mit Zweiwegebagger der Lückenschluss hergestellt und nach der Fahrt sofort wieder zurückgebaut, damit der Planverkehr morgens wieder laufen kann.
Gruss Ralph.
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René Dahlke
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Beitrag von René Dahlke »

Hallo zusammen!

Kann es mit dem Weichenschlüssel vielleicht sein, dass der dann in Gerolstein wäre? Dort sitzt ja schließlich der jetzt zuständige Fahrdienstleiter.

Wenn so eine Weiche drin ist, wird sie dann irgendwann wieder ausgebaut, wenn kein Bedarf mehr besteht?

@Ralph: Nebenbei: Würde das Umspannwerk (du meinst doch das hinter dem Halfeshof, was man von der Remscheider Straße aus sieht, oder?) denn überhaupt noch per Bahn angefahren? Der Anschluss sah, fand ich, recht ungepflegt aus, als ich letztens vorbeifuhr.

Gruß, René
Aggertaler
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Beitrag von Aggertaler »

Hallo Ralph,
das kann ich mir nicht vorstellen. Der Anschluss sieht so aus, als wäre er jahrelang nicht benutzt worden. Und hier hat bluesbrother04 recht, man muß die in Fahrtrichtung Düsseldorf rechte Schiene durchtrennen um ein Kreuzungsstück einzusetzen. In meinen Augen ein zu hoher Aufwand, den die DB wohl kaum macht.

Viele Grüße

Aggertaler
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bluesbrother
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Beitrag von bluesbrother »

@Eifelbahner
In Dahlem ist noch interessant, dass der Anschluß von Jünkerath aus auf dem Gegengleis (Sperrfahrt oder Falschfahrt ?) bedient wird...Dazu mal eine Frage, wie sieht das nun mit dem Weichenschlüssel im Augenblick wegen dem ESTW und dem unbesetzten Jf aus?
Natürlich als Sperrfahrt. Wenn der Schlüssel noch benötigt würde, was aber nicht mehr der Fall ist, da die Weiche ja ausgebaut ist, wäre neben der Weiche ein Schlüsselkasten angebracht. Der Weichenschlüssel wäre dort unter Verschluss und kann nur per Schaltauftrag vom Fdl Gerolstein nach Erfüllung aller Voraussetzungen freigeschaltet werden.
Gruß aus der Nordeifel!
Lupushortus
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Beitrag von Lupushortus »

In der Tat wäre es - gerade auf einer stark befahrenen Strecke - recht aufwändig, dort die Weiche zu wechseln. Andererseits werden dort auch öfters Schienenstücke gewechselt. Zur Zeit liegen im Stadtgebiet von Düsseldorf Ersatzschienen neben dem Gleis. Dann wird der Zugverkehr nachts auf die S-Bahn oder das Gegengleis umgeleitet. Die Strecke ist für Gleiswechselbetrieb ausgelegt.

In einem Beitrag von Eisenbahnromantik wurde einmal ein Eisenbahnmuseum mit ein paar Waggons (oder war es eine Lok?) bestückt. Das Museum liegt auf einem ehemaligen Bw mit Gleisen, die aber nicht mehr an die Hauptstrecke angeschlossen sind. Für die Zustellung hat man auch Gleis der Hauptstrecke verschwenkt und mit den stillgelegten Gleisen verbunden und anschließend wieder zurückgeschwenkt; die Aktion ging in einer Nacht über die Bühne. Diese Methode war anscheinend billiger, als die Fahrzeuge z.B. mittels Kran herüberzuheben. Damit klingt der Umbau der o.g. "Weichen" auch plausibel. Nicht umsonst (oder auch nicht) will die Bahn für den Anschluß von z.B. der Bördebahn einige 10.000 Euro im Jahr haben.

Interessant ist es allemal!

Viele Grüße
LH
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kpo9
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Beitrag von kpo9 »

Also da is nix mit funktionsfähiger Weiche innerhalb 48 Stunden oder so.
Bei bedarf einer Zustellung werden die Schienen getrennt, dann verschwenkt und gelascht. Dann erfolgt die Zustellung des Trafo oder was sonst so hinein soll. Nach der Entladung geht die Prozedur rückwärts und endet mit dem Verschweißen der Schienen. Damit spart man jedemenge Instandhaltungskosten für eine eigentlich vorhandene Weiche die fast nie benötigt würde...
Das Ding ist keine Weiche sondern heist ZHA "Zungen- und herzstücklose Anbindung"

Gruß
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bluesbrother
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Beitrag von bluesbrother »

@kpo9
Das Ding ist keine Weiche sondern heist ZHA "Zungen- und herzstücklose Anbindung"
Selbst wenn man fast 25 Jahre bei dem Verein ist, lernt man nie aus.
Gruß aus der Nordeifel!
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Zavelberg
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Anbindung

Beitrag von Zavelberg »

Hei

Bei Euskirchen - Düren kann man in Punkto Personenverkehr auch
von "herzloser Verbindung" sprechen :evil:

Gruß aus der Voreifel

Ralf
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Eifelbahner
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Beitrag von Eifelbahner »

In einem Beitrag von Eisenbahnromantik wurde einmal ein Eisenbahnmuseum mit ein paar Waggons (oder war es eine Lok?) bestückt. Das Museum liegt auf einem ehemaligen Bw mit Gleisen, die aber nicht mehr an die Hauptstrecke angeschlossen sind. Für die Zustellung hat man auch Gleis der Hauptstrecke verschwenkt und mit den stillgelegten Gleisen verbunden und anschließend wieder zurückgeschwenkt; die Aktion ging in einer Nacht über die Bühne. Diese Methode war anscheinend billiger, als die Fahrzeuge z.B. mittels Kran herüberzuheben. Damit klingt der Umbau der o.g. "Weichen" auch plausibel. Nicht umsonst (oder auch nicht) will die Bahn für den Anschluß von z.B. der Bördebahn einige 10.000 Euro im Jahr haben.
Das war in Westerburg im Westerwald ...! Dort wurde eine Dampflok auf diese Weise nachts verschoben.



Also da is nix mit funktionsfähiger Weiche innerhalb 48 Stunden oder so.
Bei bedarf einer Zustellung werden die Schienen getrennt, dann verschwenkt und gelascht. Dann erfolgt die Zustellung des Trafo oder was sonst so hinein soll. Nach der Entladung geht die Prozedur rückwärts und endet mit dem Verschweißen der Schienen. Damit spart man jedemenge Instandhaltungskosten für eine eigentlich vorhandene Weiche die fast nie benötigt würde...
Das Ding ist keine Weiche sondern heist ZHA "Zungen- und herzstücklose Anbindung"
Ah ja, na, vielleicht war das ja vor länger Zeit mal mit den 48 Stunden, weiß ja nicht wie das nun aussieht.

Aber so ein Trafowagen bleibt ja einige Tage dort stehen, der ist nicht mal eben nur eine Nacht da! (Siehe Meckenheim!)
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kpo9
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Beitrag von kpo9 »

@Eifelbahner:
Aber so ein Trafowagen bleibt ja einige Tage dort stehen, der ist nicht mal eben nur eine Nacht da! (Siehe Meckenheim!)
Darum werden die Schienen ja auch verlascht, man kann dann 3 Tage diese Stelle mit 160 Km/h befahren wenn es die Strecke hergibt..

..und in Meckenheim, wo es ja schlieslich noch eine Anschlussweiche gibt, hätte man sofort umladen können wenn es so geplant gewesen wäre. Aber es sollte ja der alte Trafo wieder mitgenommen werden...(Ich war als Lü-Begleiter mit dabei, und weis es daher..)

Ausserdem 4 Schweißungen Kosten bei solchen Vorhaben wirklich nicht die Welt, wenn man die Notwendige Instandhaltung gegen rechnet (Signaldienst,Fahrbahn,evtl.E-Technik, Planungskosten usw.)
Manch einer glaubt was da alles zusammen kommt. Aber das ist eine andere Geschichte.........
Zuletzt geändert von kpo9 am Freitag 31. März 2006, 09:42, insgesamt 2-mal geändert.
Ralph Winterhoff
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Beitrag von Ralph Winterhoff »

Hallo zusammen, der Anschluss in Langenfeld wurde das letztemal im Jahre 2000/2001 bedient, ich habe selbst die Trafoverladung im Anschluss abgenommen. der Anschluss in Halfeshof wurde 2001 sogar zweimal bedient, weil bei der ersten Zustellung der Trafo auf der Fahrt von Sg.-Ohligs bis Halfeshof beschädigt wurde. Der Trafo wurde nach Bad Honnef zur Reparatur gefahren und vier Wochen später wieder zum Anschluss Halfeshof zurück, diesmal ohne Schaden.
Gruss Ralph
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